AIG Versicherungsriese nicht länger kopflos
Maurice Greenberg machte die American International Group (AIG) zum weltgrößten Versicherer. Er selbst wird nun des Betruges verdächtigt und muss zurücktreten. Doch seinen Nachfolger bestimmt er selbst.
New York - Beim amerikanischen Versicherungskonzern American International Group ist Konzernchef Maurice Greenberg (79) nach mehr als 35 Jahren abgetreten. Nachfolger wird der langjährige AIG-Manager Martin Sullivan (50).
Bei AIG laufen Untersuchungen der Wertpapier- und Börsenkommission SEC, von Bundesjustizbehörden und des New Yorker Generalstaatsanwalts Eliot Spitzer. Es geht um umstrittene Transaktionen des Unternehmens.
Greenberg werde AIG-Verwaltungsratsvorsitzender bleiben, teilte AIG in der Nacht zum Dienstag mit. Der gebürtige Brite Sullivan wurde zum Präsidenten und Unternehmenschef (CEO) ernannt. Zuvor war er gemeinsam mit Donald P. Kanak (52) für das Tagesgeschäft verantwortlich. Dieses wird Kanak zukünftig allein führen.
Gleichzeitig schied der AIG-Finanzchef Howard I. Smith (60) aus. Er wird von Steven J. Bensinger (50) abgelöst, einem leitenden Finanzmanager des Unternehmens. AIG wird auch seinen am Mittwoch bei der SEC fälligen Jahresbericht verspätet abgeben. Die Gesellschaft begründete dies mit den Änderungen im Management und mit "der laufenden internen Prüfung der Bilanzierung bestimmter Transaktionen".
Diese Überprüfung sei in Verbindung mit den behördlichen Untersuchungen eingeleitet worden. AIG glaubt nicht, dass dies zu erheblichen Veränderungen in der Finanzposition des Unternehmens führen wird. AIG hatte mit seinen 92.000 Mitarbeitern in aller Welt im vergangenen Jahr elf Milliarden Dollar (8,4 Mrd Euro) verdient oder 19,1 Prozent mehr als 2003.
Sullivan hatte seine Karriere in Großbritannien und Europa bei AIG begonnen, ehe er nach New York geholt worden war. "Wir haben ein außerordentlich starkes Geschäft, und unsere Finanzgrundlagen bleiben intakt", betonte Sullivan. Die Gesellschaft wolle mit den Regierungsbehörden bei den laufenden Untersuchungen kooperieren. "Wir nehmen diese Dinge ernst und wollen zu einer Lösung kommen", erklärte der neue AIG-Chef.
"Hank" bleibt einer der reichsten Amerikaner
Der mit seinem Spitznamen "Hank" bekannte Versicherungsmagnat Greenberg galt als einer der härtesten amerikanischen Konzernchefs. Er hatte AIG von einem kleinen Versicherung an die Weltspitze gebracht. Greenberg ist auch einer der größten AIG-Aktionäre. Er verfügt nach der Milliardärsliste des amerikanischen Wirtschaftsmagazins "Forbes" über ein Vermögen von 3,2 Milliarden Dollar.