Karriere Sie haben Post - mit Fehlern

Die Zahl der per E-Mail versandten Bewerbungen nimmt stark zu. Doch viele Unternehmen favorisieren weiter die konservative Briefform. Sie beklagen sich laut einer großen Umfrage über die hohe Fehlerrate in Onlinebewerbungen. manager-magazin.de präsentiert exklusiv Details der Studie.
Von Martin Scheele

Hamburg - Die Mehrheit deutscher Personalleiter favorisiert schriftliche statt Bewerbungen per E-Mail. Das hat einen einfachen Grund: Laut einer Studie des Klaus Resch Verlags (berufsstart.de ) entsprechen 55 Prozent der eingehenden Onlinebewerbungen nach Ansicht der befragten Personalverantwortlichen nicht dem Niveau einer schriftlichen Bewerbung.

Die Studie liegt manager-magazin.de exklusiv vor. Angeschrieben wurden 10.000 Bewerber, von denen 1723 den Fragebogen vollständig ausgefüllt haben. 2500 Unternehmen wurden angeschrieben, von denen 352 an der Umfrage teilgenommen haben.

Die meisten Fehler bei Onlinebewerbungen liegen dem fahrlässigen Umgang mit dem Internet zu Grunde. 66 Prozent der unzureichenden Bewerbungen weisen Mängel wie zum Beispiel schlechte Formatierung oder zu hohes Datenvolumen auf. Jede fünfte Bewerbung weist formale oder Rechtschreibfehler auf und jede zweite Bewerbung ist unvollständig. Dieses Phänomen, so die Autoren der Studie, sei zwar zum Teil auch bei schriftlichen Bewerbungen zu beobachten, viele Personalentscheider bemängeln jedoch, dass das Medium Internet zu Massenbewerbungen verleitet.

Die wenigsten Bewerbungen schreiben Ingenieure

Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu den Aussagen der Bewerber. So stufen 6 Prozent der Kandidaten ihre Onlinebewerbung höher oder wesentlich höher als ihre Printbewerbung ein. Jede zweite Onlinebewerbung ist nach Angaben der Befragten zumindest von gleich hoher Qualität wie die schriftliche Bewerbung. Erschreckende 41 Prozent der Bewerber geben zu, dass sie weniger sorgfältig bei der Bewerbung per Internet sind.

Unterscheidet man nicht nach Fachrichtungen, schreibt ein Bewerber im Durchschnitt derzeit 45 Gesamtbewerbungen, bis er zum Erfolg kommt. In der Blitzumfrage des Klaus Resch Verlags von vor drei Jahren lag dieser Wert bei durchschnittlich zwölf Bewerbungen. Die wenigsten Bewerbungen mit durchschnittlich 37 schreiben heute die Ingenieure, gefolgt von Naturwissenschaftlern mit 40. Über dem Durchschnitt liegen Wirtschaftswissenschaftler und Informatiker.

Schriftliche Bewerbung auf dem Rückzug

Schriftliche Bewerbung auf dem Rückzug

Der höchste prozentuale Anteil an Onlinebewerbungen ist - wenig verwunderlich - bei den Informatikern anzutreffen, gefolgt von - jedoch schon mit geringerem Anteil - den Wirtschaftswissenschaftlern und Ingenieuren. Geistes- und Naturwissenschaftler versenden nur jede dritte Bewerbung online. Alle anderen Fachrichtungen tendieren stärker in Richtung der klassischen, schriftlichen Bewerbung. Nahezu alle Fachrichtungen geben an, dass sie sich im Durchschnitt für eine Onlinebewerbung rund eine Stunde (53 Minuten) Zeit nehmen. Lediglich die Informatiker brauchen im Durchschnitt nur etwa 46 Minuten.

Im Durchschnitt nehmen sich die Unternehmen 4,5 Minuten Zeit für die Erstdurchsicht einer Bewerbung. Ein Drittel der befragten Unternehmen wenden sogar nur weniger als zwei Minuten für die Erstdurchsicht auf. Mit steigendem Bewerbungsaufkommen sinkt die Zeit für die Erstdurchsicht einer Bewerbung. Die Unternehmen geben an, dass über die Hälfte aller Bewerbungen in digitaler Form, also online eingehen. Somit ist die schriftliche Bewerbung per Post weiter auf dem Rückzug.

Der Großteil der Bewerber, die an der Umfrage teilgenommen haben, sind Absolventen mit 51 Prozent und Young Professionals mit 21 Prozent. Weitere 18 Prozent befinden sich im Hauptstudium.

Wie viele Bewerbungen geschrieben werden

Foto: mm.de

Wie viel Zeit für Onlinebewerbungen aufgewendet wird

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Wie viele Bewerbungen Unternehmen bekommen

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Wie lange sich Unternehmen mit der Durchsicht beschäftigen

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Wie gut sind Online-Bewerbungen?

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