Job-Chancen Autokonzerne suchen IT-Allrounder
München/Frankfurt am Main - Denn Absolventen eines Informatik-, Elektro- oder Informationstechnik-Studiums, die ohnehin gute Berufsaussichten haben, werden längst nicht mehr nur in der "klassischen" IT-Branche gesucht. Auch in anderen Industriezweigen besteht heute Bedarf an solchen Computer-Fachkräften - zum Beispiel in der Medizintechnik und zunehmend in der Automobilindustrie.
Der Grund dafür ist, dass die Hard- und Software-Entwicklung im Fahrzeugbau einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Die Ausstattung der Autos mit Elektronik ist in den vergangenen Jahren immer umfangreicher geworden. Längst besteht nach Einschätzung von Branchenexperten im Elektronikbereich für die Hersteller das größte Potenzial für Innovationen und Gewinne.
Die Unternehmen haben entsprechend reagiert und IT-Abteilungen aufgebaut, in denen neben der Grundlagenforschung auch Hard- und Software-Komponenten für Serienfahrzeuge entwickelt werden. Audi in Ingolstadt etwa sieht in der Elektronik eine "Schlüsseltechnologie". "Diese außer Haus zu geben und nur auf Zulieferteile zu setzen, wäre der falsche Weg", sagt Audi-Sprecher Josef Schloßmacher.
Diese Überlegung sei der Ansatz für die Gründung des Elektronik-Centers in Ingolstadt gewesen. Neben Informatikern arbeiten dort Ingenieure der Fachrichtungen Elektrotechnik und Mechatronik sowie Computertechniker. Eine vergleichbare Abteilung hat - wie andere Hersteller auch - BMW in München mit der "Car IT" eingerichtet.
Zu wenig Bewerbungen mit gewünschter Kombination
Allerdings können die Hersteller nicht alle IT-Stellen besetzen - wie andere Industriezweige auch. "Die etwa 7000 Absolventen pro Jahr reichen nicht aus, den Bedarf zu decken", heißt es beim Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE) in Frankfurt. Nach Angaben von Audi-Sprecherin Ute Röding besteht "kontinuierlicher Bedarf" an IT-Spezialisten. Ähnlich gut stehen die Job-Chancen derzeit bei BMW: "Wir haben festgestellt, dass wir im Bereich IT zu wenig Bewerbungen mit den gewünschten Kombinationen erhalten", bestätigt Pressesprecherin Martina Hatzel.
Vor allem Allrounder werden gesucht
Einstiegsmöglichkeiten für ITler gebe es bei BMW in der Verwaltung, dem Fahrzeugbau und in der Fach- und Forschungsabteilung "Car IT". Gesucht werden laut Hatzel jedoch weniger "Hardcore-ITler" als vielmehr IT-Allrounder, die bereits gewisse Erfahrungen in der Automobilbranche mitbringen. Diese könnten etwa dadurch gegeben sein, dass Bewerber bereits im Studium ein Praktikum bei einem Automobilhersteller oder einem Zulieferer absolviert haben. "Auch eine Affinität zum Thema Auto ist sehr hilfreich", ergänzt Hatzel.
Da IT-Experten im Fahrzeugbau eine Art Schnittstellenposition zu anderen Fachabteilungen einnehmen, sollten sie einen Überblick über den gesamten Entwicklungsprozess von Fahrzeugen haben, erklärt die BMW-Sprecherin. ITler, die erwarteten, nur zu programmieren, seien bei einem Autohersteller sicher fehl am Platz. Ähnlich sieht man es bei DaimlerChrysler in Stuttgart: "Tiefgründiges Wissen von internen Prozessen eines Autoherstellers" sei bei Bewerbern "wünschenswert", sagt Pressesprecherin Verena Müller.
Auch nach Einschätzung des VDE sind Basiswissen in der Elektrotechnik und im Maschinenbau sowie interdisziplinäre Kenntnisse in der Fahrzeugelektronik, im Fahrzeugbau und in der Telematik nur zwei Aspekte der Anforderungen an ITler, die auf eine Anstellung in der Automobilbranche hoffen. Auch Projektarbeit, Engineering und Software-Arbeit seien immer wichtiger, da Innovationen immer häufiger durch eine Verbindung von Hard- und Software realisiert werden. Bewerber sollten daher in jedem Fall über ein breites Qualifikationsprofil, ein ganzheitliches Systemverständnis und Problemlösungs-Fähigkeiten verfügen.
Autobauer setzen Praxis-Erfahrung voraus
Einschlägige Praxiserfahrung in Form von Berufserfahrung oder Praktika setzen auch Audi und DaimlerChrysler voraus. Studierende sollten sie sich "tunlichst" nebenher aneignen, rät Verena Müller von DaimlerChrysler.
Rekrutiert werden neue Fachkräfte laut Audi-Sprecherin Ute Röding hauptsächlich über Stellenanzeigen sowie bei Fachmessen. Ein wichtiges Kontaktinstrument zum Kennenlernen von qualifizierten IT-Fach- und Nachwuchskräften sei zum Beispiel die Computer- und Technikmesse Cebit in Hannover (10. bis 16. März). Audi werde beim Karriereforum der Zeitschrift "Computerwoche" in Halle 6 mit einem Stand zugegen sein. Auch BMW ist bei der Cebit vertreten.
Felix Rehwald (dpa)