Der Betriebsratschef der EnBW, Peter Neubrand, muss wegen einer eigenmächtigen Solidaritätsbekundung für den Konzernchef Utz Claassen offenbar sein Amt räumen. Neubrand hatte den öffentlich als "Rambo" bezeichneten EnBW-Chef im Alleingang verteidigt.
Stuttgart/Karlsruhe - Eine Solidaritätsadresse an
Vorstandschef Utz Claassen hat den Betriebsratschef von EnBW, Peter Neubrand, nach einem Bericht der "Stuttgarter Nachrichten" (Dienstagsausgabe) sein Amt gekostet. Der Arbeitskreis Energie, der als inoffizieller Konzernbetriebsrat des Stromversorgers fungiert, habe Neubrand am Montag mit großer Mehrheit sein Misstrauen ausgesprochen, schreibt die Zeitung.
In der Sitzung des Arbeitskreises sei der Vorsitzende mit schweren Vorwürfen wegen seiner öffentlichen Äußerungen zu Gunsten Claassens konfrontiert worden. Bei einer Abstimmung über ein Misstrauensvotum habe Neubrand dann eine deutliche Niederlage erlitten. Neubrand und sein Biberacher Betriebsratskollege Rolf Koch waren intern in die Kritik geraten, nachdem sie Konzernchef Claassen in dessen Auseinandersetzung mit dem Singener Oberbürgermeister Andreas Renner (CDU) mit einer öffentlichen Erklärung unterstützt hatten.
Renner hatte Claassen unter anderem als "Rambo" bezeichnet und dessen Verhalten gegenüber kommunalen Geschäftspartnern kritisiert. Ursache für die Äußerung Renners war der Streit zwischen dem Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC (KSC) und dessen Sponsor EnBW. Nach deutlicher Kritik und Druck der EnBW hatte sich der KSC von seinem Trainer Reinhold Fanz getrennt. Fanz war gerade sieben Tage im Amt. Die Einmischung Claassens als Sponsor in sportliche Entscheidungen eines Vereins seien "der Gipfel" und ein "einmaliger Eklat im deutschen Profi-Fußball", hatte Renner daraufhin gesagt.
BR-Chef Neubrand wurde nun laut der Zeitung zum Verhängnis, dass die Solidaritätsadresse zunächst als Erklärung der EnBW-Arbeitnehmervertretung aufgefasst worden war, sich später aber als Alleingang entpuppte.
Einen offiziellen Konzernbetriebsrat hat die Karlsruher EnBW AG nicht. Der Arbeitskreis Energie, in dem Arbeitnehmervertreter aller Kerngesellschaften des Unternehmens sitzen, nimmt aber de facto alle Aufgaben eines Konzernbetriebsrats wahr und wird vom EnBW-Vorstand
als Verhandlungspartner anerkannt.