Der Mordfall Rudolph Moshammer ist aufgeklärt: Die Münchner Polizei nahm in der Nacht einen Iraker fest. Der Mann hat gestanden, Moshammer im Streit um 2000 Euro für sexuelle Handlungen erdrosselt zu haben. Der Modemacher, so die Polizei, "habe keine Chance gehabt".
München - Der Tatverdächtige hat den Modemacher Rudolph Moshammer offenbar im Streit um die Bezahlung für sexuelle Handlungen getötet. Wie die Polizei heute mitteilte, habe der 64-jährige Modeschöpfer Moshammer seinen späteren Mörder im Münchner Bahnhofsviertel angesprochen und mit ihm sexuelle
Handlungen vereinbart. Dafür sollte der Mann 2000 Euro erhalten.
Moshammer habe ihn mit in sein Haus genommen. Dort habe sich
nach Aussagen des Tatverdächtigen Moshammer geweigert, den
vereinbarten Betrag zu zahlen. Darüber sei es zu einem Streit
gekommen, in dessen Verlauf der 25-Jährige den Modemacher erdrosselt
habe. Dann sei er mit der Straßenbahn nach Hause gefahren. Die Polizei geht von Mord aus, bei dem Heimtücke und Habgier im Spiel gewesen seien. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, noch heute Haftbefehl zu beantragen.
Bis zur endgültigen Aufklärung des Falls werde es aber noch einige Monate dauern, sagte der der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Peter Boie. In solchen Fällen würde automatisch auch ein psychiatrisches Gutachten erstellt. Boie geht aber davon aus, dass der Prozess noch in diesem Jahr eröffnet werden kann.
DNS-Spur führte zum Täter
Im Verhör habe der Verdächtige bislang keine Reue erkennen lassen. "Andere haben teure Wohnungen und schnelle Autos, das hatte ich nie" - in diesem Sinne habe er sich auf die Frage nach dem Grund für die Tat geäußert. Ob er nach der Tat Geld oder Wertgegenstände aus der Villa von Moshammer entwendet hat, war zunächst noch unklar.
Dem Täter ist die Polizei durch DNS-Analysen auf die Spur gekommen. Am Tatort habe die Spurensicherung DNS-Material des Täters
gefunden. Ein Abgleich mit der bundesweiten DNS-Datei habe dann zu
dem 25-jährigen Iraker geführt. Boie lobte die gute Zusammenarbeit aller Ermittlungsbehörden, die zur Ermittlung des Täters geführt habe. Mehr als 500 Anrufer hatten der Polizei Hinweise gegebene, die Beamten verfolgten 180 Spuren.
Ständige Begleiterin: Modezar Rudolph Moshammer mit Hündin Daisy
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Humorig: Moshammer und Frank Zander
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Vom Bundespräsidenten inspiriert: Moshammer mit Deutschland-Krawatte
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Bunte Krawatten aus dem Hause Moshammer: Der Modeschöpfer zeigte seine Kollektion bei der Kölner Herren-Mode-Woche (Archivbild aus dem Jahr 2000)
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Unzertrennlich: Moshammer mit Yorkshire-Dame Daisy im Gepäck
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Sinn für den großen Auftritt: Moshammer zeigt sich nach der Europa-Galapremiere des Pariser Lidos im Deutschen Theater in München mit zwei Tänzerinnen
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In bed with daisy: Moshammer mit Hund
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Auch mit dem Singen versuchte er es: Moshammer bei der Vorausscheidung zum Grand Prix d'Eurovision de la Chanson
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Tierliebe: Moshammer und Daisy bei der Vorstellung einer Hunde-CD
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Rudolph Moshammer Bitte klicken Sie einfach auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen.
Der entscheidende Hinweis kam am gestern Mittag von einem Zeugen. Dieser hatte den Verdächtigen in der Nacht auf Freitag in der Nähe der Wohnung Moshammers gesehen.
Der 64-jährige Modeschöpfer war laut Obduktion in der Nacht zum Freitag in seinem Haus mit einem Kabel erdrosselt worden. Zuletzt lebend gesehen worden war der exzentrische Modemacher laut Zeugenaussagen am späten Freitagabend, als er in seinem schwarzen Rolls-Royce allein in die Münchner Bahnhofsgegend fuhr, wo sich unter anderem Homosexuellen-Lokale befinden.
"Herr Moshammer hatte keine Chance"
Ein anderer Hinweis aus der Bevölkerung war noch konkreter: Ein Zeuge gab nach Polizeiangaben an, er sei gegen 23.30 Uhr von der auffälligen Limousine des Modemachers am Rande der Innenstadt überholt worden. An einer Ampel habe er direkt neben dem Rolls Royce gehalten und gesehen, dass auf dem Beifahrersitz ein schlanker junger Mann gesessen habe, der eine tief ins Gesicht gezogene weiße randlose Wollmütze getragen habe.
Den Ermittlungen zufolge hatte Moshammer seinen Mörder selbst ins Haus gelassen. Einbruchsspuren konnten nicht festgestellt werden. An der Leiche wurden keine Abwehrverletzungen
gefunden. "Herr Moshammer hatte keine Chance", sagte der Leiter der
Ermittlungsgruppe, Harald Pickert. Der Täter habe offensichtlich blitzschnell das
Stromkabel um den Hals des Modemachers geschlungen und diesen
erdrosselt.
Pickert sagte, Moshammer sei in seinem sexuellen Kontakten
offensichtlich doch unvorsichtig gewesen. Es scheine öfter der Fall
gewesen zu sein, dass er junge Männer mit nach Hause genommen habe. Wenige Minuten vor neun Uhr am Freitagmorgen hatte Moshammers Chauffeur die Leiche im Flur vor dem Schlafzimmer im ersten Stock entdeckt. Die Obduktion ergab, dass er zuvor weder Alkohol noch Drogen konsumiert hatte.
Der Tatverdächtige war 2001 nach Deutschland gekommen und hat seit 2002 in München gelebt. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Boie hatte der Tatverdächtige,
der nach eigener Aussage kein Stricher sei, einen Asylantrag
gestellt und eine gültige Aufenthaltserlaubnis.
Laut Boie war der Täter nicht vorbestraft. Allerdings habe es im
Jahr 2004 zwei Verfahren im Zusammenhang mit gefährlicher
Körperverletzung beziehungsweise mit einem Sexualdelikt gegeben. In
einem der beiden Verfahren habe er auf freiwilliger Basis eine
Speichelprobe abgegeben. Ohne diesen Zufall wäre eine so schnelle
Aufklärung der Tat mit Sicherheit nicht erfolgt, sagte der
Oberstaatsanwalt.
Der Modemacher zählte zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Münchner Schickeria und war regelmäßig Gast bei Prominenten-Partys und in Talk-Shows.