Mit einem Anteil von 30 Prozent ist DaimlerChrysler einer der größten Anteilseigner beim Luftfahrtkonzern. Den Plan des französischen Präsidenten Jacques Chirac, die EADS-Doppelspitze abzuschaffen, hat Medienberichten zufolge DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp persönlich verhindert.
München - "Die Idee, einen alleinigen Chef zu haben, ist momentan
begraben", zitierte die "Financial Times Deutschland" (FTD) am
Montag eine Person aus dem Umfeld von EADS-Mitaktionär
Lagardère.
Auf Druck von DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp
habe Chirac seine Bemühungen eingestellt, dem derzeitigen Chef
der EADS-Tochter Airbus, Noel Forgeard, die alleinige Führung
des Konzerns zu übertragen.
"Man kann mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass die
Doppelspitze erhalten bleibt", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus konzernnahen Kreisen. Eine Änderung der Führungsstruktur
wäre nur möglich, wenn sie von DaimlerChrysler, mit 30 Prozent
Anteil zentraler Aktionär, mitgetragen würde. Der französische
Staat und der Medienkonzern Lagardère halten jeweils 15
Prozent.
"Das sollte auch so bleiben"
"DaimlerChrysler ist der Ansicht, dass sich die Doppelspitze
bei der EADS bewährt hat", sagte ein Sprecher des Stuttgarter
Konzerns. "Das heißt, das sollte auch so bleiben."
Er wollte sich jedoch nicht dazu äußern, ob DaimlerChrysler anderweitige
Pläne Chiracs mit einem Veto durchkreuzte. Chirac versucht seit längerem, dem Chef der EADS-Tochter
Airbus, Noel Forgeard, die alleinige Führung des Konzerns zu
übertragen.
Dem Blatt zufolge soll noch vor Weihnachten entschieden werden, wie die Struktur der künftigen EADS-Spitze, aussehen soll. Bislang wird der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern von
dem Franzosen Philippe Camus und dem Deutschen Rainer Hertrich
gemeinsam geleitet. Diese Konstruktion sollte helfen, die Angst
beider Länder vor einem Machtungleichgewicht zu dämpfen. Die Verträge von Camus und Hertrich laufen im Sommer 2005
aus. Der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) zufolge findet am
(heutigen) Montag bereits eine EADS-Aufsichtsratssitzung statt.
Staatliche Begehrlichkeiten
Staatliche Begehrlichkeiten
Das zehnköpfige EADS-Board tritt offiziell zusammen, um
das Vorgehen hinsichtlich des möglichen Baus einer Airbus
A330-Langstreckenversion, genannt A350, zu diskutieren. Diese
soll der von Boeing für 2008 angekündigten 7E7 Konkurrenz
machen.
Forgeard hatte sich zuletzt zuversichtlich gezeigt,
grünes Licht von dem Gremium zu erhalten. Offen ist, ob
tatsächlich bereits eine Entscheidung fällt. Darüber hinaus
dürften aber auch die seit Tagen andauernden Spekulationen um
Personalquerelen an der Spitze eine entscheidende Rolle spielen.
Analysten zufolge behindert die gegenwärtige Führungskonstruktion die EADS allerdings auch bei
etwaigen Fusionsplänen. Airbus-Chef Forgeard hatte in der
vergangenen Woche die Notwendigkeit einer Doppelspitze in Frage
gestellt
Der SZ zufolge ist eine Ablösung Camus jedoch noch
keineswegs komplett vom Tisch. Es sei offen, ob der mit im
EADS-Kontrollgremium sitzende Arnaud Lagardère dem Druck des
französischen Staates dauerhaft widerstehen könne. Forgeard, der
auf deutscher Seite auf massive Ablehnung stößt, plant nach
Angaben des Blatts, im Falle einer Ernennung als EADS-Chef
wichtige EADS- und Airbus-Funktionen aus Paris zentral zu
steuern. Dies wäre ein herber Schlag für die deutsche Seite.
Hertrich habe bereits erklärt, für eine Doppelspitze mit
Forgeard nicht zur Verfügung zu stehen.