Die Investmentsparte der Commerzbank steht offenbar vor einem tiefgreifenden Umbau. Die ungewisse Zukunft des Geschäftsbereichs schreckt Deutschbanker Wolfgang Matis ab. Er will nicht die Nachfolge von Mehmet Dalman antreten. Das Institut hat den Posten nun interimistisch besetzt.
Frankfurt am Main - Der Chef der Investmentbank-Sparte der
Commerzbank, Mehmet Dalman, wird wie zuvor erwartet das viertgrößte deutsche Kreditinstitut verlassen. "Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt das Vorstandsmitglied Klaus M. Patig interimistisch seine Zuständigkeit. Die Bank befindet sich in Gesprächen mit potenziellen Nachfolgern", teilte das Institut am
Freitag in Frankfurt mit.
Als Favorit für den vakanten Posten des Sparten-Vorstands galt bislang Deutschbanker Wolfgang Matis. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ, Freitagsausgabe) schreibt, habe er der Bank abgesagt. Auch die Nachrichtenagentur Reuters meldete, Matis wolle das Stellenangebot voraussichtlich ablehnen. "Es ist sehr zweifelhaft, dass er kommt", zitiert Reuters eine anonyme Quelle. Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller hätte damit bei seinen Umbauplänen für das Investmentbanking einen Rückschlag erlitten.
Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller bekräftigte erneut, dass das Investment Banking weiter zu den Kernkompetenzen der Bank gehören wird. Allerdings seien Änderungen in der organisatorischen Aufstellung möglich als Ergebnis einer derzeit laufenden Untersuchung durch eine externe Unternehmensberatung. "Ziel soll es sein, die Ergebnisentwicklung im Investment Banking zu verstetigen", heißt es in der Mitteilung.
Wie die "FAZ" weiter schreibt, wird Matis möglicherweise Stellvertreter von Jürgen Fitschen, der Chef des Deutschland-Geschäfts der Deutschen Bank. Derzeit ist Matis für das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren verantwortlich.
Branchenbeobachter halten das Investmentbanking der Commerzbank für zu klein, um international konkurrenzfähig zu sein. Es gilt gleichzeitig als zu ineffizient organisiert und geographisch verstreut, um als schlagkräftige, effiziente Einheit agieren zu können. Die viertgrößte deutsche Bank hat daher ein Beratungsunternehmen damit beauftragt, Vorschläge zur Neuaufstellung des Bereichs zu machen. Ergebnisse werden jedoch nicht vor Ende Oktober erwartet.
Im Investmentbanking, zu dem unter anderem der Wertpapierhandel und Beratung bei Übernahmen zählen, beschäftigt die Commerzbank rund 1250 Mitarbeiter, die meisten davon in London. Nach Medienberichten prüft die Commerzbank, sich von den meisten ausländischen Investmentbankingaktivitäten zu trennen.