Wer als Führungskraft aus einem losen Haufen von Mitarbeitern eine produktive Mannschaft formen will, braucht mehr als analytisches Verständnis, Einfühlungsvermögen und natürliche Autorität. Neben einigen prinzipiellen Regeln helfen Mut und Vertrauen, die Mitglieder eines Teams zu Höchstleistungen anzuspornen.
Hamburg - Besonders erfolgreiche Fußballmannschaften
zeichnet oft eines aus: ihr Teamgeist. Auch die Arbeitgeber setzen
darauf, dass ihre Angestellten nicht als Einzelkämpfer und schon gar
nicht gegen-, sondern miteinander arbeiten.
Es gibt kaum eine Stellenanzeige, in der von Kandidaten nicht Teamfähigkeit gewünscht wird -
jeder sollte in einem Dream-Team mitspielen können. Dieses
aufzustellen, ist jedoch nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch
im Unternehmen eine Kunst.
"Dream-Teams können wortlos miteinander umgehen", sagt Alfred
Gebert, Wirtschaftspsychologe aus Münster. Doch dieser Anspruch sei ein Ideal
und im Arbeitsalltag schwer zu realisieren. So besteht zum Beispiel
die Gefahr, dass der Team-Leiter, ohne den es prinzipiell nicht geht,
seine Führungsaufgaben allzu ernst nimmt: "In einem Team muss es eine
klare Führung geben, aber der Leiter darf nicht den starken Maxe heraus hängen lassen", sagt Daniel F. Pinnow von der Akademie für
Führungskräfte in Bad Harzburg (Niedersachsen).
"Meinungsunterschiede steigern die Produktivität"
"Der Teamleiter sollte nur steuern", ergänzt Hagen Seibt. Das
bedeutet für den Unternehmensberater aus Bochum zum Beispiel, dass er
Vielredner unter den Mitarbeitern bremsen und eher schwachen Typen
Mut machen muss. "Ein Teamleiter ist wie ein Moderator, der dafür
sorgt, dass jeder zu Wort kommt". Er sollte klarstellen, dass jeder
seinen Beitrag leisten kann, ohne ausgelacht zu werden.
Das heißt jedoch nicht, dass in einem funktionierenden Team jede
Kontroverse verboten ist: "Meinungsunterschiede steigern die
Produktivität", so Seibt. Sie dürften lediglich nicht in Konflikte
ausarten. Zeigen sich diese dennoch, ist wiederum der Einsatz des
Teamleiters gefragt.
Patrick Lencioni, Autor und Leiter eines Consultingunternehmens in
den USA, nennt in seinem Buch "Mein Traum-Team oder die Kunst,
Menschen zu idealer Zusammenarbeit zu führen" Phänomene, die das
Zusammenarbeiten bremsen und die der Teamleiter möglichst verhindern
sollte: fehlendes Vertrauen innerhalb des Teams, Unverbindlichkeit,
das Ablehnen von Verantwortung und ein Desinteresse an den
Ergebnissen der Arbeit.
Je homogener das Team, desto größter die Leistung
Das Team als steuernde Instanz
Vertrauen untereinander geht laut Seibt verloren, wenn einzelne
Mitarbeiter Angst haben müssen, dass die anderen sie nicht ernst
nehmen. Angst vor Konflikten sei gegeben, wenn sich Einzelne nicht
trauen, ihre Meinung frei zu äußern.
Die Gefahr, dass ein Mitarbeiter
lediglich "Dienst nach Vorschrift" verrichtet, ist dann gegeben, wenn
er gegen seinen Willen mit bestimmten Aufgaben betraut wird. "Und
wenn man sich nicht beteiligt fühlt, ist man gehemmt, Verantwortung
zu übernehmen."
Gelingt es dem Teamleiter dagegen, den Einzelnen zu verdeutlichen, wo ihr persönlicher Vorteil liegt, seien sie motivierter. "Wenn ein
persönlicher Erfolg in Aussicht ist, übernimmt meist jeder gerne
Verantwortung", sagt Seibt. Doch auch der beste Teamleiter könne
nicht motivieren, wenn die Unternehmenspolitik nicht stimmt.
Je homogener das Team, desto größter die Leistung
Arbeitgeber machen sich die Teamarbeit laut Wirtschaftspsychologe
Gebert häufig zu Nutze, um die Produktivität zu erhöhen. "In der
Realität wird Teamarbeit bewusst zur Verstärkung des Leistungsdrucks
über interne Konkurrenz genutzt - die Automobilindustrie spielt in
diesem Zusammenhang die Vorreiterrolle", bestätigt Dierk Hirschel,
Chefvolkswirt beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Berlin.
Dort würden die Fertigungszahlen der einzelnen Teams gemessen. Das führe
im Extremfall dazu, dass sich mancher nicht traue, zum Arzt zu gehen,
um das Teamergebnis nicht zu vermiesen.
Ein weiterer grundlegender Faktor für das Gelingen von Team-Arbeit
ist die allgemeine Wirtschaftslage. "Wenn die Bezahlung stimmt und
die Arbeitsplätze sicher sind, ist die Voraussetzung für Teamarbeit
gegeben", sagt Hirschel. Dann könne sie durchaus einen Beitrag zur
Humanisierung der Arbeit leisten.