Die Würfel sind gefallen. Wie erwartet hat heute der DaimlerChrysler-Aufsichtsrat die wichtigsten Personalentscheidungen für die Zukunft des Konzerns gefällt. Eckhard Cordes wird neuer Mercedes-Chef, Smart-Vormann Andreas Renschler leitet die Lkw-Sparte. Auch das Schicksal von Wolfgang Bernhard wurde besiegelt.
Stuttgart - Der Autobauer DaimlerChrysler hat am Donnerstag
drei Schlüsselpositionen im Topmanagement neu besetzt.
Neuer Chef der wichtigsten DaimlerChrysler-Sparte, der Mercedes Car Group (MCG), wird Eckhard Cordes. Der Aufsichtsrat des Autokonzerns berief den bisherigen Nutzfahrzeug-Chef am Donnerstag auf diesen Posten. Die hochprofitable MCG ist seit Jahren die Stütze des Automobilherstellers. Während Chrysler Verluste schrieb, erzielte MCG im vergangenen Jahr allein 3,1 Milliarden Euro des gesamten operativen Konzerngewinns von 5,7 Milliarden Euro.
Experten bescheinigen Cordes bei der seit langem angemahnten Restrukturierung der Nutzfahrzeugsparte einen ausgezeichneten Job gemacht zu haben: Er verzahnte die vorher unabhängig operierenden Marken und legte damit den Grundstein für Größen- und Synergieeffekte, die sich bereits jetzt im Spartengewinn bemerkbar machen.
Der 53-Jährige Cordes tritt zum 1. Oktober Nachfolger des langjährigen Mercedes-Chefs Jürgen Hubbert (65). Hubbert wird bis zum Ende seines Vertrags im April nächsten Jahres mit Konzernchef Jürgen Schrempp das Executive Automotive Committee. In dem Gremium werden übergreifende Produktthemen und Strategien des Autobauers behandelt.
Ursprünglich war als neuer Mercedes-Chef Wolfgang Bernhard vorgesehen gewesen. Kurz vor dem Amtsantritt am 1. Mai war er aber wegen Differenzen über seinen Führungsstil überraschend in Ungnade gefallen. Nun verlässt Bernhard das Unternehmen. Vor kurzem wurde spekuliert, dass er zu Volkswagen wechselt. VW-Chef Bernd Pischetsrieder hat die Medienberichte über einen bevorstehenden Wechsel des Daimler-Chrysler-Managers nach Wolfsburg allerdings zurückgewiesen.
Renschler - ein Mann für schwierige Fälle
Zum neuen Vorstand Nutzfahrzeuge ernannte der Aufsichtsrat den heutigen Smart-Chef Andreas Renschler (46). Renschler, gilt im Konzern als der Mann für die komplizierten Fälle. Der 46-jährige Manager hat beispielsweise erfolgreich das erste Auslands-Pkw-Werk von Mercedes-Benz in den USA aufgebaut.
Aus der zunächst krisengeschüttelten Kleinstwagenmarke Smart schmiedete der hochgewachsene Bauernsohn aus dem schwäbischen Ditzingen eine erfolgreiche Modellfamilie. Und in diesem Jahr bewies Renschler seine Managementfähigkeiten, als er die desolate Finanzsituation beim japanischen Autobauer Mitsubishi mit aufdeckte.
Renschlers Posten bei Smart übernimmt der frühere Mitsubishi-Manager Ulrich Walker (52) die Führung. Walker hatte seinen Platz nach dem Rückzug von DaimlerChrysler im Vorstand des japanischen Autobauers Mitsubishi Motors räumen müssen. Konzernchef Schrempp hält große Stücke auf Walker, der bei Daimler sich nach und nach hochgearbeitet hatte. Als Leiter Qualitätsmanagement stieg er ein, dann wurde er Chef des Bereichs Global Service Mercedes-Benz. Zwischenzeitlich war er Assistent des früheren Daimler-Nutzfahrzeugchefs und heutigen Autoverbands-Präsidenten, Bernd Gottschalk.
An diesem Donnerstag veröffentlicht das Unternehmen zudem die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2004. Die meisten Analysten erwarten im 2. Quartal einen deutlich höheren operativen Gewinn als im Vergleichsquartal 2003. Vor allem bei Chrysler in den USA und im Nutzfahrzeuggeschäft dürften die Gewinne massiv gestiegen sein. Schwächere Erträge werden in der Mercedes Car Group erwartet.