Nachdem sich Oetker den Getränkeriesen Brau und Brunnen einverleibt hatte, gärte es mächtig im Konzern. Mit Michael Hollmann und Ulrich Kallmeyer rangelten zwei Bier-Profis um die Macht. Nun hat der Kampf ein Ende.
Dortmund - Vor fünf Monaten hatte der Lebensmittelkonzern Dr. Oetker den Getränkeriesen Brau und Brunnen übernommen. Nun wirft der Vorstandschef des Getränkeunternehmens, Michael Hollmann, das Handtuch. Die offizielle Lesart von Oetker hört sich so an: Hollmann verlässt wegen unterschiedlicher Auffassungen in der Unternehmenspolitik zum Monatsende Brau und Brunnen.
Hollmann stand dreieinhalb Jahre an der Spitze des Getränkeriesen. Die Aufgaben Hollmanns, unter anderem Absatz, Akquisitionen und Unternehmensausrichtung, übernimmt der neue Finanzvorstand Albert Christmann, hieß es. Christmann gehört zu einer Gruppe von Oetker-Managern, die Anfang Juli in den Vorstand und in den Aufsichtsrat von Brau und Brunnen einrückten.
Hollmann hatte sich bis zum Schluss gegen einen Verkauf der Anteile der HypoVereinsbank an den Oetker-Konzern gewehrt. Hollmann argumentierte, dass dies negative Auswirkungen auf die Standorte Dortmund und Berlin hätte. An diesen Orten ist auch die Radeberger-Gruppe vertreten, die ebenfalls zum Oetker-Konzern gehört. Hollmann hatte den Abbau weiterer Arbeitsplätze befürchtet. In seiner Amtszeit waren bereits 700 Stellen wegfallen.
Zwar konnte Hollmann einen kleinen Erfolg verbuchen, als er Oetker den selbstständigen Fortbestand von Brau und Brunnen unter dem Konzern-Dach abtrotzte. Viel wichtiger aber: Der eigentlichen Chef der Oetker-Biersparte, Radeberger-Vormann Ulrich Kallmeyer, und Hollmann können sich nicht leiden. Kallmeyer hatte anlässlich des Kaufs von Brau und Brunnen schon mal die Machtfrage geklärt, als er sagte: "Die Freiheit zur Partnerschaft besteht in der Freiheit von Brau und Brunnen, zwölf Prozent Rendite zu erwirtschaften". Das konnte seine Wirkung nicht verfehlen. Und spätestens, als Kallmeyer zum Chef des Brau und Brunnen-Aufsichtsrats gewählt wurde, war klar, wer das Unternehmen bald verlässt.
Für wirtschaftlichen Erfolg stehen indes beide Unternehmen nicht. Brau und Brunnen legte gerade einen Quartalsverlust von 18,8 Millionen Euro hin, damit ist das Defizit gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 4,4 Millionen Euro gestiegen. Radeberger musste in den ersten fünf Monaten dieses Jahres einen Absatzrückgang um acht Prozent hinnehmen. Für das 1. Halbjahr erwartet Kallmeyer einen zweistelligen Gewinneinbruch und auch das Jahresergebnis des Vorjahres wird vermutlich deutlich verfehlt. Schon 2003 war der Umsatz der Gruppe auf 808 Millionen Euro gefallen.