Schmiergeld-Affäre Pfahls festgenommen
Hamburg - Am späten Vormittag schlug die Pariser Polizei auf dem Boulevard de Grenelle im feinen 7. Arrondissement zu. Nach Informationen von SPIEGEL TV hatte der gesuchte Ex-Staatssekretär Ludwig-Holger Pfahls gerade eine Wohnung verlassen. Ein französisches Kamerateam, das die Polizeieinheit seit längerem begleitete, filmte die Festnahme. Das TV-Team war von den französischen Beamten vorbereitet worden: Es stünde die Festnahme "eines großen Fisches" bevor.
Zurzeit wird Pfahls von den Behörden vernommen. Der Augsburger Gerichtssprecher Maximilian Hofmeister bestätigte die Festnahme.
Ende Juni war bereits bekannt geworden, dass Pfahls von Frankreich aus ein Fernschreiben nach Deutschland geschickt haben soll, um mit einem Anwalt Kontakt aufzunehmen. Die Augsburger Staatsanwaltschaft hatte dies jedoch nicht bestätigt.
Der frühere Staatssekretär war 1999 untergetaucht. Die Augsburger Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, von dem Rüstungslobbyisten Karlheinz Schreiber fast zwei Millionen Euro Schmiergeld kassiert zu haben. Zuvor habe er als Staatssekretär im Verteidigungsministerium die umstrittene Lieferung von 36 Fuchs-Spürpanzer aus Beständen der Bundeswehr nach Saudi-Arabien vorangetrieben.
Wird der Strauß-Prozess verlängert?
In einem ungewöhnlichen Schritt ließ das Augsburger Landgericht im August 2002 die Anklage gegen Pfahls in Abwesenheit zu, wodurch sich die sonst drohende Verjährung der Vorwürfe erneut um fünf Jahre verlängerte.
Im gleichen Fallkomplex steht derzeit der Politiker-Sohn Max Strauß vor dem Augsburger Landgericht. Strauß soll ebenfalls von Schreiber 2,6 Millionen Euro Schwarzgelder kassiert und nicht versteuert haben.
Ob gegen Strauß wie geplant am Donnerstag das Urteil gesprochen werden wird, ist offen. Strauß-Verteidiger Wolfgang Dingfelder erklärte, wenn Pfahls aussagen würde, könnten unter Umständen neue Beweisanträge nötig werden. Maximilian Hofmeister, Vorsitzender Richter des Verfahrens, sagte: "Wir halten an dem Termin fest, sind jedoch völlig offen." Das Gericht befinde sich mitten in den Urteilsberatungen und werde diese fortsetzen. "Wir müssen abwarten, wie die Verteidiger von Strauß reagieren und ob Pfahls Aussagebereitschaft signalisiert", sagte Hofmeister.
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) würdigte die Festnahme Pfahls' als Ergebnis der "hervorragenden Arbeit" des Bundeskriminalamts (BKA). "Jahrelang haben die Zielfahnder alle denkbaren Spuren verfolgt", teilte Schily mit. Die Festnahme zeige, dass sich auch prominente Verdächtige trotz Geld und Verbindungen der Zielfahndung des BKA auf Dauer nicht entziehen könnten.