WestLB Sparkassen-Mann wird Vorstand
Düsseldorf - Der Aufsichtsrat der WestLB hat bei seiner außerordentlichen Sitzung am Montag wie erwartet Norbert Emmerich in den Vorstand berufen. Wie die Bank weiter mitteilte, wird der 53-Jährige sein Amt zum 1. Mai 2004 antreten. Weitere Angaben zu Inhalten der Aufsichtsratssitzung machte die Bank auch auf Nachfrage nicht. Auch zum künftigen Zuständigkeitsbereich Emmerichs gab es keine Informationen.
Ein Sprecher der Bank sagte lediglich, dass über die Wahl Emmerichs hinaus keine Personalentscheidungen getroffen worden seien. Die Berufung Emmerichs gilt als Signal, dass die Sparkassen, die mit 33,4 Prozent am Kapital der WestLB beteiligt sind, künftig an Einfluss gewinnen. In nordrhein-westfälischen Finanzkreisen wird in dieser Hinsicht über eine Aufstockung der Sparkassen-Beteiligung am Kapital der WestLB spekuliert.
Emmerichs geplante Berufung in den Führungskreis der WestLB war bereits vor Wochen in den Medien durchgesickert. Am vergangenen Mittwoch schließlich hatte sich der 53-Jährige öffentlich bereit erklärt, "auf ausdrücklichen Wunsch der WestLB-Spitze und insbesondere der NRW-Sparkassen" zur achtgrößten deutschen Bank zu wechseln.
Seit 1996 bekleidete Emmerich den Posten des Vorstandsvorsitzenden bei der heutigen Sparkasse Münsterland Ost, deren Gestalt er maßgeblich geprägt hat. Es war Emmerich, der diese Großsparkasse in den Jahren 2001 bis 2002 aus den ursprünglich drei Instituten in Münster, Warendorf und Ahlen geschmiedet hat. Heute hat sie eine Bilanzsumme von fast acht Milliarden Euro und ist damit die größte Sparkasse in Westfalen-Lippe.
Integrationsfigur nach innen und außen
Im Job gilt Emmerich als ehrgeizig und zielstrebig. Er regiert sein Haus konsequent und mit harter Hand - aber immer fair, wie es im Sparkassen-Umfeld heißt. Zugleich ist er nicht nur nach innen eine Integrationsfigur, sondern auch nach außen: So ist es ihm im vergangenen Jahr als Landesobmann der westfälischen Sparkassen gelungen, erstmals eine engere Zusammenarbeit mit den rheinischen Obleuten auf die Beine zu stellen.
Dieser Brückenschlag dürfte ihm auch bei der WestLB zugute kommen, die noch heute einen Doppelsitz in Düsseldorf und Münster hat. Auch sonst können Emmerich seine guten Kontakte in Nordrhein-Westfalen nur nützen; der bislang im WestLB-Vorstand für die Sparkassen zuständige Robert Restani gilt - zumindest in dieser Funktion - schon seit Monaten als Abschusskandidat, auch wenn er am Montag offenbar nicht abberufen wurde.
Dennoch gilt es als beschlossene Sache, dass jetzt Emmerich die stärkere Ausrichtung der WestLB auf die Sparkassen in die Hand nehmen soll. Sie sind nicht nur eine der 3 künftigen strategischen Säulen der WestLB, sondern vielleicht schon bald auch die neuen Mehrheitseigner der Bank. Vor seinem Wechsel zur Sparkasse Münsterland Ost hatte der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Emmerich bereits in 2 anderen Häusern Führungserfahrung gesammelt.
Von 1987 bis 1992 saß er im Vorstand der Sparkasse Lüdenscheid, bis er zum Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Coesfeld berufen wurde, wo er 4 Jahre lang blieb. Bei der WestLB wäre Emmerich beinahe schon vor 2 Jahren gelandet: Der inzwischen gescheiterte Vorstandsvorsitzende Jürgen Sengera soll versucht haben, ihn zu verpflichten - was Emmerich damals noch ablehnte.
Privat interessiert sich der verheiratete Vater von 3 Kindern für Architektur und Antiquitäten. Sein eher drahtiges Äußeres war dem agilen Emmerich übrigens nicht immer zu eigen: Erst in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender habe er damit begonnen, intensiv Sport zu treiben, heißt es im Sparkassen-Umfeld. "Er ist ein tougher Langstreckenläufer und kein Sprinter - das zeichnet auch seine Arbeit aus."
Mitarbeit: Christian Hartel (vwd)