Bevor deutsche Studenten ganz elitär ins Büffeln kommen, will Kanzler Schröder von den Konzernchefs der Telekom, Siemens, Lufthansa und Schering etwas lernen. Aggressiver kann die SPD bei diesem Thema kaum in das Terrain der CDU eindringen. Und so kommt auch McKinsey-Chef Jürgen Kluge zu Wort.
Berlin - Der Deutschland-Chef des Beratungsunternehmens
McKinsey, Jürgen Kluge, hat den Sozialdemokraten bei der
Vorstandsklausur in Weimar eine weit reichende Umgestaltung der
Bildungs- und Forschungslandschaft vorgeschlagen.
Wie die "Berliner
Zeitung" berichtet, soll nach Kluges Plänen die Humboldt-Universität in Berlin
zum "Flaggschiff" unter den deutschen Hochschulen ausgebaut und
künftig unter Regie des Bundes geführt werden. Zudem müsse jedes
Bundesland eine Universität der Sonderklasse bekommen.
Unterdessen hat Bundeskanzler Gerhard Schröder bereits
Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft zu einem "Ideen-Gipfel" zu
Forschung und Bildung eingeladen. Dabei soll es unter anderem um
die Frage gehen, wie sich Deutschland wieder an die Spitze der
Forschung setzen kann. Dabei setzt Schröder vor allem auf die
Beratung von Wirtschaftsführern.
So sind unter anderem Siemens-Chef Heinrich von Pierer,
der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Kai-Uwe
Ricke, Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber und der
Vorstandsvorsitzende des Pharmakonzerns Schering Hubertus
Erlen, eingeladen. Ein Regierungssprecher bestätigte am Donnerstag
einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag).
Außerdem würden der Unternehmensberater Roland Berger, der
Vizepräsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI),
Dietmar Harting, sowie BMW-Aufsichtsrat Joachim Milberg teilnehmen.
Aus der Wissenschaft habe Schröder den Präsidenten der
Fraunhofer- Gesellschaft, Hans-Jörg Bullinger, den Präsidenten der
Berliner Humboldt-Universität, Jürgen Mlynek, sowie den
Geschäftsführer des Deutschen Forschungszentrums für künstliche
Intelligenz (DFKI), Wolfgang Wahlster, zum Gedankenaustausch gebeten.
Nach Ansicht des McKinsey-Managers Kluge sind für die Schaffung
von herausragenden Universitäten Studiengebühren zwischen 2000 bis
4000 Euro jährlich nötig. Außerdem sollten die Elitehochschulen ihre
Studenten künftig selbständig auswählen können. Notwendig sei daneben
die Gründung einer "Albert-Einstein-Gesellschaft", die sich allein um
die Spitzenforschung in ausgewählten Schwerpunkten kümmern solle,
berichtet das Blatt.
Nach Einschätzung Kluges müssen Staat und Wirtschaft jedes Jahr
zusätzlich zwischen fünf und zehn Milliarden Euro zusätzlich
ausgeben, um wieder Anschluss an die wichtigen Weltmarkt-Konkurrenten
USA und Japan zu finden. Andernfalls drohe, so der McKinsey-Chef in
seinem Vortrag vor den Sozialdemokraten, das Szenario "Kein
Wirtschaftswachstum, kein Wohlstand und keine Lösung für die
Schwierigkeiten unserer Sozialsysteme".