Mit riskanten Deals hatte Robin Saunders die WestLB in eine ihrer schwersten Krisen gestürzt. Nun verlässt die Investmentbankerin, lange Zeit die wohl schillerndste Persönlichkeit in der Londoner City, das Bankhaus. Ganz unspektakulär und ohne Abfindung.
London/Düsseldorf - Eine freiwillige Trennung ist es nicht, aber auch keine Entlassung. Düsseldorfer Banker sagten der Presseagentur DPA, die WestLB habe Saunders einfach ein komplettes Neugeschäftsverbot auferlegt. So habe man sie dazu gebracht, der WestLB zum Jahresende den Rücken zu kehren.
Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" haben sich Saunders und der zuständige WestLB-Vorstand Manfred Puffer auf die Vertragsauflösung geeinigt. Teile von Saunders' Portfolio hat die Bank bereits verkauft, andere wird die WestLB wohl noch bis Mitte 2004 behalten.
In Londoner Finanzkreisen hieß es, Saunders werde zwischen ein und zwei Millionen Pfund an zuvor nicht an sie ausgezahlten Boni bekommen - aber eben keine Abfindung. Saunders war eine der Symbolfiguren für die Krise der Düsseldorfer Bank.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die von ihrer Londoner Abteilung eingefädelte Finanzierung des TV-Vermieters Boxclever hat den Verlust der WestLB 2002 auf 1,7 Milliarden Euro erhöht. Insgesamt sind dafür bis heute rund 700 Millionen Euro Wertberichtigungen angefallen. Auch 2003
droht der Bank ein Milliarden-Verlust.
Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wegen des
Verdachts auf Untreue im Zusammenhang mit Boxclever. Die Fahnder richten ihr Augenmerk offenbar auf den früheren WestLB-Chef Jürgen Sengera, auf Saunders, deren
früherer Vorgesetzter Andreas Seibert, Ex-Vorstandschef Friedel
Neuber, Interimschef Johannes Ringel und weitere Manager.