DFL Hackmann, Calmund oder Schiphorst?
Düsseldorf - Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) steht drei Jahre nach ihrer Gründung vor einem personellen wie strukturellen Umbruch.
Der DFL-Aufsichtsrat wird am 5. Dezember auf seiner nächsten Sitzung über die Nachfolge der Geschäftsführer Heribert Bruchhagen und Michael Pfad beraten. "Da werden wir uns ganz in Ruhe über personelle Sachen unterhalten", erklärte Liga-Präsident Werner Hackmann.
Dies ist aber nur das Vorspiel eines Revirements in der DFL-Führung, da im kommenden Jahr die Legislaturperiode von Hackmann ausläuft und Ende 2005 der Vorsitzende der Geschäftsführung, Wilfried Straub, aus Altersgründen ausscheidet.
Daraus ergibt sich auch ein Dilemma für den Aufsichtsrat, der zwar neues Führungspersonal anheuern muss, aber den Straub-Nachfolger nicht mit festen Vorgaben einengen will. Aus diesem Grund war Bruchhagen nur eine Vertragsverlängerung um ein Jahr offeriert worden.
Lustiges Bäumchen-Wechsel-Dich
Daraufhin zog es der für den Spielbetrieb verantwortliche Geschäftsführer vor, zum 1. Dezember in den Vorstand von Bundesligist Eintracht Frankfurt zu wechseln. Aus anderen Gründen scheidet sein für die Kommunikation zuständige Kollege Pfad zum 30. Juni 2004 aus. Sein Bereich wurde nach einem Aufsichtsrats-Beschluss Straub zugeschlagen, der bereits das Marketing unter seine Fittiche hat.
"Es gibt eine Reihe von Schnittstellen zwischen Kommunikation und Marketing. Durch ein Zusammenlegen soll die Effizienz verbessert werden", begründete Straub die Maßnahme. Als Gewinner eines angeblichen Macht- und Grabenkampfs in der DFL-Spitze empfindet er sich nicht: "Das ist absoluter Blödsinn." Auch Liga-Chef Hackmann hält die personellen Veränderungen für einen "normalen Vorgang".
Appendix des DFB?
Appendix des DFB?
Ob der frühere Präsident des Hamburger SV nach Ablauf seiner dreijährigen Amtszeit noch einmal für das höchste DFL-Amt kandidieren wird, ließ er noch offen.
"Das wird man rechtzeitig sehen", sagte Hackmann diplomatisch. Dagegen sprach sich Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Bayer Leverkusen und Anwärter auf die Nachfolge von Straub, für seinen Verbleib aus. "Ich gehe davon aus, dass er wiedergewählt wird. Eine Alternative zu ihm sehe ich momentan nicht."
Dagegen gilt sein Wechsel vom Rhein an den Main eigentlich als abgemachte Sache, doch Holzhäuser übt sich weiter in Zurückhaltung. "Der Aufsichtsrat der DFL ist der Auffassung, dass ich Nachfolger von Straub werden soll. Doch ich muss erst mal sehen, ob die Bayer AG meinen Vertrag vorzeitig auflöst. Bis 2005 kann noch viel passieren", sagte er.
Kirch-Krise und die Folgen
Möglicherweise hätte er ab 2006 auch wieder mit seinem bisherigen Partner in Leverkusen intensiv zu tun. Denn Bayer-Manager Reiner Calmund, der ein Ausscheiden beim Bundesligisten bis 2007 angedeutet hat, wird im Falle eines Hackmann-Rückzugs als einer von drei Anwärtern für diese Position gehandelt. Doch der Macher aus Leverkusen stellte am Montag klar: "Ich gehe davon aus, dass ich nach meinem angedachten Ausscheiden als Geschäftsführer bei Bayer im Jahre 2006 oder 2007 dem Fußball zwar erhalten bleibe. An einem Amt als DFL-Präsident bin ich nicht interessiert."
Weitere Kandidaten sollen der von Bayern München offenbar protegierte Geschäftsführer der "G14"- Vereinigung der europäischen Spitzenclubs, Thomas Kurth, und Bernd Schiphorst, Präsident von Hertha BSC, sein.
Unabhängig von der Personaldiskussion soll die DFL auch inhaltlich neu aufgestellt werden, da in den ersten drei Jahren durch die Kirch- Insolvenz und andere aktuelle Probleme wichtige Aufgaben nicht richtig erfüllt werden konnten. "Die DFL muss darauf achten, dass sie sich personell und strukturell nicht zu einem Appendix des DFB entwickelt", warnte Holzhäuser.
Andreas Schirmer, dpa