Der Chef des Erdölkonzerns Yukos und der vermutlich reichste Mann Russlands, Michail Chodorkowski, ist festgenommen worden. Ihm werden Betrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Der Machtkampf mit Präsident Putin spitzt sich offenbar zu.
Moskau - Nach der spektakulären Festnahme hat die
russische Staatsanwaltschaft Chodorkowski des Betrugs und der Steuerhinterziehung beschuldigt. Ein Gericht gab am Samstag dem Haftantrag gegen den Geschäftsmann statt. Die Staatsanwaltschaft sprach von einem beispiellosen Fall von Betrug und Steuerhinterziehung in Höhe von rund einer Milliarde Dollar.
Ein Yukos-Sprecher wies die Anschuldigungen als grundlos zurück. Beobachtern zufolge steht hinter dem Vorgehen gegen Yukos das Bemühen der russischen Regierung, Chodorkowski von einer weiteren politischen Betätigung abzuhalten. Der Yukos-Chef unterstützt offen oppositionelle Gruppen. Der Ölkonzern Yukos versicherte am Samstag zugleich, seine Verpflichtungen gegenüber den Investoren und
Kreditgebern einzuhalten.
Chodorkowski, der als reichster Mann Russlands gilt, war am
Samstagmorgen bei einem Tankstopp seines Privatflugzeugs in Novosibirsk von einer Spezialeinheit am Flughafen festgenommen worden. Chodorkowski war nach seiner Festnahme zum Verhör nach Moskau gebracht worden. Ein Gericht ordnete nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax später an, dass er in Haft bleibt.
Er könne bis Ende Dezember in Untersuchungshaft behalten werden, teilte Chodorkowskis Anwalt Anton Drel mit. "Alles, was ich gesehen habe, unterstreicht
die Tatsache, das dies alles politisch (motiviert) ist", sagte Chodorkowskis Anwalt Anton Drel. "Chodorkowski weigerte sich, irgendwelche Schuld einzugestehen."
Die Festnahme markiert Beobachtern zufolge den vorläufigen
Höhepunkt im Machtkampf des 40-Jährigen mit dem russischen
Präsidenten Wladimir Putin vor den Parlamentswahlen im Dezember. Als Fürsprecher der liberalen Opposition Russlands gilt Chodorkowski bei vielen als potenzieller Kandidat für das Präsidentenamt im Jahr 2008.
Auch zwei Großaktionäre von Yukos sind derzeit unter anderem wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Der Konzern, der jüngst den kleineren Konkurrenten Sibneft gekauft hatte, wird derzeit an den Finanzmärkten selbst als mögliches Übernahmeziel für die größte US-Ölgesellschaft Exxon Mobil gehandelt.