Der ehemalige Vizepräsident des Zentralrats der
Juden wird Herausgeber beim Aufbau-Verlag. Zum Einstand gerierte sich Friedman in gewohnter Manier als kritischer Geist: "Deutschlands politische Kultur ist gekennzeichnet von Stillstand, Langeweile und Verflachung."
Berlin - Der frühere Vizepräsident des Zentralrats der
Juden, Michel Friedman, wird beim Berliner Aufbau-Verlag Herausgeber
für den Programmbereich "Politisches Buch".
"Friedmans Talent ist Anregung und intellektuelle Provokation, dies wollen wir nutzen",
betonte dazu Programmgeschäftsführer René Strien. Friedman sei für seine "konstruktive Streitkultur"
bekannt.
Friedman selbst sprach von einer großen Verantwortung und "einer der
größten Herausforderungen und Chancen", weil Bücher langfristig
Gedankenprozesse beeinflussen könnten. "Meine Handschrift wird sein
Pluralismus und Liberalität im Sinne einer aufklärerischen
Gesellschaftskonzeption", betonte er.
"Einen Beitrag von Aufbruch und Ausbruch leisten"
"Gerade in einer Zeit, in der Deutschlands politische Kultur von Stillstand,
Langeweile und Verflachung gekennzeichnet ist, einen Beitrag von
Aufbruch und Ausbruch leisten zu können, ist ein Geschenk."
Unter anderem ist geplant, dass Friedman ein eigenes Interviewbuch
mit einer bedeutenden Persönlichkeit aus Politik, Kultur oder
Wissenschaft im jeweiligen Programm vorstellen wird. Einer der
größten Bucherfolge des von Bernd F. Lunkewitz geleiteten Aufbau-
Verlages sind die Tagebuchaufzeichnungen Victor Klemperers aus der
NS-Zeit.
Friedman hatte im vergangenen Juli eine Geldstrafe wegen
Kokainbesitzes akzeptiert und seinen Rücktritt von allen öffentlichen
Ämtern erklärt. Unterdessen ist Friedman Mitglied des Aufsichtsrats
der Berliner Werbefirma Wall.