Bei der Konsumgenossenschaft Berlin geht es ans Eingemachte, nämlich das Geld der Genossen. Der Vorstandschef Alexander Lotti hatte ein Millionendefizit ausgemacht, das eigentlich schon viel früher hätte auffallen müssen - und wurde geschasst. Jetzt durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Büros mehrerer Vorstände.
Berlin - Die angeschlagene Konsumgenossenschaft Berlin
gerät weiter in Turbulenzen. Die Staatsanwaltschaft
durchsuchte nach übereinstimmenden Medieninformationen am Freitag
Büros und Wohnungen mehrerer Manager.
In der Zentrale in Lichtenberg
seien Akten sichergestellt worden, berichten die "Berliner Zeitung"
und die "Berliner Morgenpost". Auch Wohnungen des am
Donnerstagabend vorläufig abberufenen Vorstandsmitglieds Hannelore
Winter sowie von früheren und aktiven Aufsichtsräten seien in die
Aktion einbezogen worden.
Hintergrund seien laufende Ermittlungen wegen des Verdachts der
Untreue, hieß es. Zudem gibt es Vorwürfe, die existenzbedrohende Lage
des traditionsreichen Zusammenschlusses mit 190.000 Mitgliedern sei
verschleiert worden. Die Staatsanwaltschaft gehe dem Anfangsverdacht
auf Bilanzfälschung in den Jahren 1999 bis 2002 nach, berichtet die
"Berliner Morgenpost". Laut "Berliner Zeitung" besteht außerdem der
Verdacht, dass ein Grundstück unter Preis verkauft worden sein soll.
Die Justiz war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Erst Anfang September war der nur zwei Monate zuvor ins Amt
gewählte Vorstandschef Alexander Lottis von einer außerordentlichen
Vertreterversammlung abgesetzt worden. Die Geschäfte hatten die
Vorstände Hannelore Winter und Heiderose Reimer übernommen. Lottis
hatte angekündigt, zum Ausgleich von Verlusten auch die
Mitgliedereinlagen von 57 Millionen Euro heranzuziehen. Dies hatte
erheblichen Widerstand ausgelöst. Laut Lottis lasten auf dem Konsum
aufgelaufene Verluste von mehr als 96 Millionen Euro. Sie
resultierten vor allem aus einer überhöhten Bewertung von Immobilien.
Die Vertreterversammlung als höchstes Organ soll am 23. September
über eine Sanierung der traditionsreichen Genossenschaft entscheiden.
Zuvor soll nach Medienberichten eine Lösung im Führungszwist gesucht
werden. Die 1899 als Handelsunternehmen gegründete
Konsumgenossenschaft verfügt über Immobilienbesitz, zu dem unter
anderem 60 Handelsstandorte gehören. Außerdem betreibt sie die
Reisebürokette K-Tours und ein Hotel am Müggelsee.