Der strauchelnde Großkonzern Ford will neuen Schwung nehmen. Dazu werden nicht weniger als acht Vorstände und Vizepräsidenten durchrotiert, die aber alle aus den eigenen Reihen stammen. Auch die angeschlagene Luxustochter Jaguar bekommt einen anderen Chef - nach knapp einem Jahr.
Dearborn - Nachdem bereits vor zwei Wochen erste Umbesetzungen der Führungsposten im Ford-Konzern bekannt wurden, folgt nun eine umfassende Neuaufstellung. Am bemerkenswertesten ist der neue Chef der Marken Jaguar und Land Rover, Joe Greenwell (52). Denn sein Vorgänger Bob Dover (57) war weniger als ein Jahr im Amt.
Auch die amerikanische Konzernführung spielt Bäumchen-wechsle-dich. Dort werden nicht weniger als acht leitende Positionen neu besetzt. Lewis Booth (54), der Ende August von der Tochter Mazda auf den Präsidentensessel von Ford Europa wechselte, wird zusätzlich in den Stand des Konzern-Vizepräsidenten erhoben. Der bisher für die Europa-Abteilung tätige Bruce Blythe (58) wird Chefstratege in der Zentrale in Dearborn.
Die Umbesetzung ist Teil eines weitreichenden "Wiederbelebungsplans" (revitalization plan). In den vergangenen Jahren fiel es dem Autoriesen immer schwerer, seine Position als weltweit zweitgrößter Autohersteller zu halten. Er schreibt hohe Verluste und zeitweise wurde von Ratingagenturen die langfristige Kreditwürdigkeit in Zweifel gezogen. Der Sanierungsplan sieht vor, sowohl die Produktqualität als auch den Marktanteil bei sinkenden Kosten zu steigern.
Dover will lieber Klassikerrennen fahren
Der Chefwechsel bei der Tochter Jaguar ist ebenfalls das Ergebnis einer Besorgnis erregenden Entwicklung. Die Luxury Division, in der unter anderem die Marken Jaguar, Aston Martin und Volvo zusammengefasst sind, hat im vergangenen Jahr 900 Millionen Dollar Verlust gemacht. In zahlreichen wichtigen Märkten gingen die Verkäufe zurück. Dem standen große Technologieinvestitionen gegenüber, zum Beispiel für die Produktion der neuen Limousine XJ, deren Karosserie aus Aluminium gefertigt wird.
Dennoch betont das Unternehmen, das Bob Dovers Rücktritt freiwillig und aus persönlichen Gründen erfolgt. Dover will einem Zitat der "Financial Times" zufolge künftig im Motorsport aktiv sein, nachdem er in diesem Jahr am Klassikerrennen Mille Miglia mit einem Jaguar-Oldtimer teilgenommen hat. Sowohl er als auch sein Nachfolger Joe Greenwell sind seit mehr als zwei Jahrzehnten im Unternehmen und haben ihre Karriere bei dem aufgekauften Autohersteller British Leyland angefangen.
Auch in Deutschland hat die Gruppe Probleme
Auch in Deutschland hat die Gruppe Probleme
Die Jaguar-Personalie ist in kurzer Folge der zweite neue Konzernvorstand im europäischen Bereich. Kürzlich hatte Martin Leach überraschend seinen Rücktritt als Europa-Chef eingereicht, nachdem er für das zweite Quartal einen Verlust von 525 Millionen Dollar bekannt geben musste.
In der Zentrale sind folgende Manager von der Umbesetzung betroffen: Francisco Codina wird ebenfalls Vizepräsident von Ford; Joe Laymon (50) wird nicht nur Vizepräsident, sondern auch Personalvorstand; Phil Martens (43) koordiniert ab jetzt die Produktentwicklung; John Parker (55), der kürzlich schon zum Vize bei Mazda ernannt wurde, steigt ebenfalls in die Vizepräsidentenriege auf; Mark Schulz (51) kontrolliert künftig den Asien-Pazifik-Raum; Anne Stevens (54) darf sich Vizepräsidentin für Kanada, Mexiko und Südamerika nennen. Ein wahres Präsidentschaftsgewitter.
Auch in Deutschland sind die Sorgen des Konzerns groß: Die Kölner Ford-Dependance wies 2002 einen Verlust von 340 Millionen Euro aus und verkaufte im ersten Halbjahr 2003 vom Volumenmodell Fiesta 13 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Ebenso musste Jaguar hier zu Lande herbe Einbußen verkraften. Zwischen Januar und Juli hat die Marke nur 2700 Autos abgesetzt.
Süße Hoffnung: Zweistelliges Wachstum
Dennoch gab sich Deutschland-Chef Rainer Landwehr auf der IAA optimistisch: "Bricht der Markt für Luxusautos so heftig ein, kann er nächstes Jahr auch wieder zweistellig zulegen, wenn der wirtschaftliche Aufschwung kommt", erklärte er gegenüber Motorjournalisten. Hoffnung machen der neue Kombi und von Peugeot entwickelte Dieselaggregate, mit denen Jaguar in Marktsegmente vorstoßen will, in denen die Marke mit der Katze bisher kein Angebot hatte.