Mit einer Horde geheuerter Kinder wollte der Brausebrauer einen Markttest manipulieren und den Kunden Burger King von der Beliebtheit seiner neuen Eis-Cola überzeugen. Ein Topmanager zieht jetzt aus dem Skandal die Konsequenz. Doch viel härtere Vorwürfe stehen weiterhin im Raum.
Atlanta - Eigentlich ein ganz normaler Nachmittag in einer Burger-King-Filiale, irgendwo in Nordamerika. Doch plötzlich fährt ein Bus auf dem Parkplatz vor, spuckt eine Horde von Kindern aus, die wieselflink zum Tresen strömen und dort nur das eine wollen: "Frozen Coke", gefrorene Cola.
Burger King ist begeistert von dem Erfolg des neuen Produktes, das man gerade erst testweise ins Angebot aufgenommen hatte und ordert bei Coca-Cola in Atlanta "Frozen-Coke"-Maschinen für alle Filialen. Ein Mann aus Virginia wiederum bekommt eine stattliche Prämie von dem Softdrinkhersteller. Der hatte die Kinder just zu dem Burger-King-Restaurant gekarrt, in dem gerade der Markttest für "Frozen Coke" stattfand.
So muss man sich nach heutigem Kenntnisstand einen Betrug vorstellen, mit dem sich die Fountain Group von Coca-Cola North America einen Großauftrag des Bulettenbräters sicherte. Die Fountain Group stellt Abfüllanlagen in Restaurants auf und beliefert sie mit Limonadensirup.
Marketingexperte Chris Lowe ersetzt Tom Moore
Nun zog Coca-Cola Konsequenzen und trennte sich von dem Manager, der für den Skandal verantwortlich sein soll: Tom Moore, seit 24 Jahren im Unternehmen und seit 1999 Präsident der Fountain Group.
Unternehmenssprecher Dan Schafer erklärte dazu: "Nach sorgfältiger Betrachtung der jüngsten Ereignisse in diesem Bereich entschied Tom, dass ein Rücktritt das Beste für ihn wäre." Seinen Platz soll nun der Marketingexperte Chris Lowe einnehmen.
Dennoch ebbte die Kritik nicht ab, dass Coca-Cola derlei Auswüchse nicht hart genug bestrafe. John Fisher, ein Abteilungsleiter, der ebenfalls in den Skandal verwickelt ist, musste eine firmeninterne Strafe zahlen, behielt aber seinen Job. Nach Information der "Financial Times" hat er das Unternehmen inzwischen im Rahmen einer Umstrukturierung verlassen.
Auch Moore kommt vergleichsweise glimpflich davon. Coca-Cola kündigte eine "Übergangslösung" für ihn an. Immerhin habe er die Kundenbasis des Konzerns in einem herausfordernden Marktumfeld gesichert, so ein Konzernsprecher. Das wird auch von den Betrogenen niemand bestreiten.
21,1 Millionen Dollar Schadenersatz
Um mit Burger King nicht einen der größten Abnehmer zu verlieren, hat sich das Unternehmen mit der Fast-Food-Kette und deren Franchise-Nehmern auf rund 21,1 Millionen Dollar Schadenersatz geeinigt. Dennoch müssen sich die Manager aus Atlanta auf weitere rechtliche Schritte gefasst machen. Whitley hat auch jetzt nicht die Absicht, seine Klage zurückzuziehen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen weiter.
Schließlich stehen noch weitere Anschuldigungen Whitleys im Raum. Er wirft dem Konzern vor, schwarze Kassen zu führen, Warenströme mit Blindlieferungen zu verfälschen und Kunden mit betrügerischen Angeboten hinters Licht zu führen. Beispielsweise seien Rabatte in Höhe von 750 Millionen Dollar als Werbeausgaben ausgewiesen worden. Mit Moores Abgang sind Whitleys Anschuldigungen nur glaubwürdiger geworden.
Immerhin, größere wirtschaftliche Schäden zeichnen sich für Coca-Cola zunächst nicht ab. Die Verträge mit Burger King bleiben bestehen. Die meisten Anleger würden Coca-Cola keine Schuld geben, sagten Analysten der "New York Times". Sie beweisen damit Vertrauen so fest wie "Frozen Coke".