Die Kandidatur des Gouvernators lehrt: Politik ist Show ist Politik. Im Schlepptau von Kampagnenbus und Wahlkampfauftritten profitieren Filmstudios wie Verleger von den politischen Ambitionen des österreichischen Importschlagers. Er selbst natürlich auch.
New York - Gelohnt hat sich der Wahlkampf um den kalifornischen Gouverneursposten für Arnold Schwarzenegger schon jetzt. Dabei kann er sich praktischer Synergieeffekte erfreuen, um die Werbekampagne für den Film und seine Kandidatur gleichzeitig zu vermarkten.
Die Wiederbelebung des Interesses an Schwarzenegger veranlasste die Entertainmentabteilung von 20th Century Fox etwa, bestehende Pläne für den Verkauf eines Sets mit Schwarzenegger-Videos auszuweiten. Neuere Filmtitel wie "Total Recall" und "Running Man" lassen Medienberichten zufolge bei manchen Onlinehändlern die Bestelllisten um 25 Prozent anwachsen. Und der Internethändler Amazon wirbt mit einem 30-Prozent-Rabatt auf eine Auswahl von Arni-Posten. Darin enthalten sind Film-Blockbuster wie "Terminator" und "Kindergarten Cop", aber auch Bücher wie "Arnold: The Education of a Bodybuilder" sowie "Arnold's Bodybuilding for Men".
Er hat fleißig geübt in seinen Filmen. Nun will Arnold Schwarzenegger den amtierenden Gouverneur Gray Davis niederstrecken - wie hier bei seinen ersten schauspielerischen Gehversuchen in "Conan der Barbar" (1982).
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Arnold Schwarzenegger bei einer Promotion-Veranstaltung für seinen Film "Pumping Iron" (1977). Ob es für die Siegerpose reicht, eine gute Figur zu machen, werden die Kalifornier im Oktober entscheiden.
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"The Terminator" (1984). James Camerons größenwahnsinniger Klassiker machte Arnold Schwarzenegger weltberühmt.
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Arnold Schwarzenegger in "Commando" (1985). Es bleibt mit Spannung zu erwarten, ob er die Waffengesetze seinen Filmen angleichen wird.
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Arnold Schwarzenegger mit seiner heutigen Frau Maria Shriver (1983). Hier hat er gerade die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten. Shriver entstammt dem demokratischen Kennedy-Clan, bleibt aber dem Vernehmen nach auch dann Schwarzeneggers Frau, wenn er für die Republikaner das Gouverneursamt antreten sollte.
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Schwarzenegger-Film "Total Recall" (1990): Im Wahlkampmpf müssen Fans auf Fernsehausstrahlungen aus Arnies Oeuvre verzichten. Die Sender fürchten, andere Kandidaten könnten ausgleichende Sendezeit fordern.
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Für den Wahlkampf lässt sich Schwarzenegger sympathischer fotografieren. Hier in der Rolle des "Mr Freeze" in "Batman and Robin"(1997).
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Arnold Schwarzenegger in "Hercules in New York" (1970). Niemand weiß, ob ihm seine ersten Karrierejahre schaden oder nützen werden.
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"Terminator 3 - Rebellion der Maschinen". Der Film ist dieses Jahr in den Kinos zu sehen. Nicht einmal von Fans gerade herbeigesehnt, handelt es sich um den wohl längsten Wahlwerbespot der amerikanischen Geschichte.
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Als Schwarzenegger kandidierte, hätten wohl die Wenigsten gedacht, dass er damit ausgerechnet dem Medium Buch zu neuen Absatzerfolgen verhelfen würde: Der Verlag Simon & Schuster konnte der "New York Times" (NYT) zufolge den Absatz von Schwarzeneggers "New Encyclopedia of Modern Bodybuilding" in den vergangenen beiden Wochen um mehr als das Zehnfache steigern - obwohl das Buch stolze 50 Dollar kostet.
"Education of a Bodybuilder"
Der ungeahnte Boom veranlasste den Verleger dazu, gleich noch 50.000 neue Paperback-Ausgaben von Schwarzeneggers "Education of a Bodybuilder" zu drucken. Auch Biografien für Kinder wie "Arnold Schwarzenegger: Man of Action" sind heiß begehrt.
Der Erfolg, den Schwarzeneggers politische Ambitionen seinen Umsätzen im Showbiz bescheren, ist jedoch beispiellos. Als etwa Ronald Reagan für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien kandidierte, war das Kabelfernsehen jung, der Vertrieb von Büchern und Videos war nicht - wie heute - auf Supermärkte ausgedehnt und es gab weder Amazon noch DVDs.
Warner Brothers machen Wahlwerbung
Warner Brothers machen Wahlwerbung
Nicht nur das Konto des Filmhelden profitiert von den neuen Vermarktungswegen und seinem Schauspielerdasein, auch Schwarzeneggers Wahlchancen könnten im Gefolge seiner massiven Medienpräsenz steigen. Die kalifornischen Wahlgesetze verhindern zwar, dass Fernsehstationen seine Filme während der Wahlkampfzeit zeigen, ohne den Gegenkandidaten die entsprechende Zeit einzuräumen. Aber Filmstudios, Verleger und Händler dürfen für ihre vielen Schwarzenegger-Produkte werben, so viel sie wollen - zum Beispiel in Fernsehwerbespots für Schwarzenegger-DVDs.
Was das letztlich bedeuten wird, ist schwer vorauszusagen. So weiß niemand, ob es wirklich im Interesse des Austro-Weltenretters ist, die Wähler an drittklassige Filme wie "Herkules in New York" erinnert zu wissen, an Ganz-Körper-Enthaarungsprozeduren oder die Verwendung künstlicher Bräunungsprodukte.
Auf jeden Fall surft Schwarzenegger gern auf der Marketingwelle seines neuen Streifens "Terminator 3". In einem frohen Marketing-Pingpong spielen sich beide Projekte Schwarzeneggers die Bälle zu: Im Juni vermarktete er den Film, im August seine Kandidatur und nun gibt es dafür wieder Schützenhilfe von seinem Studio Warner Brothers. Gerade startet die Kampagne für die Video-Ausgabe von "T3".
Weil ein Star wie Schwarzenegger am Verkauf der Videos persönlich mitverdient, vermutet die "NYT", dass er die Auslagen für die Kampagne zumindest in Teilen wieder einspielt. So kann Arnie das Abenteuer Wahlkampf ganz entspannt angehen. Den amtierenden Gouverneur verabschiedete er in der Fernsehsendung, in der er seine Kandidatur bekannt gab, mit einem Terminator-Klassiker: "Hasta la vista, baby".