Puma Der die Katze laufen lehrte
Herzogenaurach - Puma-Chef Jochen Zeitz unterscheidet sich nicht nur bei den Wachstumsraten seines Konzerns von vielen seiner Managerkollegen.
Anstatt mit Krawatte kommt der 40-Jährige häufig mit Trainingshose oder Turnschuhen ins Büro. Und in seiner Mittagspause geht er nicht in einem Edelrestaurant ein Steak essen, sondern joggen oder ins Fitnessstudio.
Aber nicht nur in der Mittagspause gibt Zeitz Gas: Der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg des Sportartikelherstellers Puma ist untrennbar mit seinem Namen verbunden. Mit gerade 30 Jahren übernahm er 1993 den Chefsessel und bewahrte das Unternehmen vor dem Aus.
Szene statt Supermarkt
Als Zeitz als damals jüngster Chef einer börsennotierten Gesellschaft in Deutschland antrat, schien das Aus des fränkischen Traditionskonzerns Puma bereits besiegelt: Die einst beliebten Sportschuhe mit der springenden Raubkatze im Logo wurden in Supermärkten zu Discountpreisen verramscht. Fünf Vorstandsvorsitzende hatte das damals in den roten Zahlen steckende Unternehmen in acht Jahren verschlissen - Puma-Schuhe und Sportkleidung waren total "out".
Viele Analysten hatten Puma längst abgeschrieben und zweifelten, ob der jugendliche Zeitz das Steuer herumreißen könne. Doch der Hobbypilot, der vom Konsumgüterunternehmen Colgate-Palmolive kam, half Puma mit seinem Sanierungskurs zu Höhenflügen: Zeitz strich Jobs, verlagerte die Produktion ins Ausland und statt auf Discountschuhe setzte Puma nun auf so genannten "Sportlifestyle" - Sportkleidung, die auch in der Freizeit getragen wird. Inzwischen haben auch andere Konzerne dieses Segment entdeckt.
Vom Grabbeltisch in die Edelboutique
Vom Grabbeltisch in die Edelboutique
Zehn Jahre später reiben sich nicht nur Experten verwundert die Augen: Puma hat 2002 seinen Gewinn verdoppelt, seit 1998 wuchs der Konzerngewinn um das Zwanzigfache.
Puma-Produkte werden heute in Edelboutiquen von Paris bis New York verkauft, selbst Hollywood-Stars wie Leonardo DiCaprio und die Pop-Ikone Madonna stehen auf Puma. "Schuhe, die im Supermarkt verkauft wurden, tragen jetzt Preisschilder von über 100 Euro", sagt ein Frankfurter Fondsmanager verwundert. "Diese Leistung kann nur als außergewöhnlich bezeichnet werden."
"Wir haben aus der wohl unbeliebtesten Marke eine der beliebtesten gemacht", sagt Zeitz. Schon ein Jahr nach seinem Antritt warf Puma wieder Gewinne ab. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht. Im beschaulichen Herzogenaurach bei Nürnberg entsteht gerade eine neue Firmenzentrale.
"Gaspedal und Bremse nutzen"
Bei allem Erfolg macht Zeitz um seine Person wenig Aufheben: Talkshows meidet er und über sein Privatleben lässt er sich kaum mehr entlocken, als dass er gern fliegt und jede Woche 50 bis 60 Kilometer joggen geht.
Pumas Wachstum ist so groß, dass Zeitz' größte Sorge sein dürfte, die Erwartungen herunterzuschrauben. Puma werde die Wachstumsraten nicht ewig durchhalten, sagt er und fügt hinzu: "Eine Firma zu leiten, heißt immer Gaspedal und Bremse zu nutzen. In den ersten Jahren haben wir die Bremse benutzt, später das Gaspedal, um unsere Marke zu fördern. Jetzt habe ich meine Füße über beiden, weil man nie weiß, was passiert."
Eines wird es nach seinen Worten aber nie wieder geben: Puma-Schuhe in Supermärkten.
Ulf Laessing, Reuters