Weberbank Wildwest in Berlin
Hamburg - Zwei prominente Mitglieder des Aufsichtsrates der Weberbank sollen ihren Posten räumen: Ludwig Georg Braun, DIHK-Präsident und Chef des Medizintechnikherstellers Braun, droht ebenso der Rauswurf wie Ehrhardt Bödecker, ehemaliger Chef der Weberbank und Schwiegersohn des Bankgründers Hans Weber. Das veranlasste der Aufsichtratsvorsitzende Norbert Pawlowski, gleichzeitig Chef des Hauptaktionärs der Weberbank, der Landesbank Berlin (LBB).
Grund für die hastige Entlassung, die auf einer außerordentlichen Versammlung beschlossen werden soll, ist die angebliche Blockadehaltung, die das Kontrollgremium in Bezug auf den Verkauf der Weberbank nach Meinung Pawlowskis an den Tag legt. Seit 2001 versucht die LBB, die über die Bankgesellschaft Berlin mit 95 Prozent Hauptaktionär der ehemaligen Privatbank ist, das exklusive Haus zu verscherbeln - bisher ohne Erfolg.
Braun, der sich gegenwärtig auf Dienstreise in Indien befindet, weiß offensichtlich noch nichts von seinem Rauswurf. Ehrhardt Bödecker dagegen ist außer sich vor Wut. Pawlowskis Verhalten zeige, so Bödecker, dass "er und seine Kollegen nichts von der Arbeitsweise einer Privatbank verstehen."
"Erpressungsmanöver, um die Bank auszuplündern"
"Der stärkere Einfluss dieser Herren auf die Weberbank müsste daher katastrophale Folgen haben", so Bödecker in einem Brandbrief an Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Pawlowskis Vorgehen verurteilt er aufs Schärfste. Es handele sich "um ein Erpressungsmanöver, das dazu diene, die stillen Reserven der Bank auszuplündern." Die Weberbank weist Eigenmittel in Höhe von 178 Millionen Euro in ihren Bilanzen aus.
Noch am Montag sah es so aus, als wäre der Status der persönlich haftenden Gesellschafter nicht angreifbar. Vor dem Landgericht Berlin erwirkte Bödecker eine einstweilige Verfügung, die es Pawlowski verbot, die gesellschaftliche Struktur der Weberbank ohne die Zustimmmung der Gesellschafter zu verändern.
Jetzt versucht Pawlowski offensichtlich den Weg durch die Hintertür. Die Aufsichtsräte Braun und Bödecker sollen durch Ex-Deutsch-Banker Michael Endres und den ehemaligen Hapag Lloyd-Chef, Bernd Wrede, ersetzt werden - beides auch Aufsichtsratsmitglieder der LBB.
Mit Braun und Bödecker verlassen zwei kompetente Persönlichkeiten das Kontrollgremium. Ihr Abgang wäre zum einen ein Aderlass für die Bank, auf der anderen Seite wird die geschäftliche Kontinuität des Hauses in Frage gestellt - Gift für eine Privatbank dieser Größe. Mit weiteren Nadelstichen könnte es der LBB gelingen, die ungeliebten Gesellschafter zu entmachten und die Weberbank endlich ohne die lästigen Altlasten zu verkaufen.
Die Herren der Stadt scharren mit den Hufen
Die Reanimierung der Bankgesellschaft wurde unter anderem mit Landesbeihilfen in Milliardenhöhe finanziert. Platzt der Verkauf der Weberbank, könnte die EU-Genehmigung für die üppige Sanierungsbeihilfe annulliert werden. Das würde das Sanierungskonzept der Stadt Berlin, Hauptaktionärin der Bankgesellschaft, durchkreuzen.
Nun stehen die Chefs der LBB unter Zugzwang. Ein Sanierungserfolg muss her, und ein lästiger Konkurrent wäre mit der Zerschlagung auch gleich entsorgt. Der Gang der Weberbank zur Schlachtbank würde einen hohen dreistelligen Millionenbetrag erlösen. Das weckt Begehrlichkeiten.
Gegen Pawlowskis Plan regt sich indes Widerstand: Die persönlich haftenden Gesellschafter und Minderheitsaktionäre der Weberbank, Christian Grün, Andreas Bödecker und Michael Graf Strasoldo denken gar nicht daran, die Bank kampflos herzugeben.
Sture Gesellschafter?
Ihr stärkster Trumpf: Alle drei Gesellschafter haben ein verbrieftes Recht, jedweden Verkauf von Weber-Aktien per Veto zu blockieren. Diese Haltung verhindere eine Veräußerung der Weberbank, wettert Pawlowski. Der will seinen Plan, Grün, Bödecker und Strasoldo zu entmachten, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln durchsetzen.
Christian Grün, Sprecher der Geschäftsleitung, hält dagegen. Über eine Pressemitteilung ließ er kürzlich verbreiten, dass "die Landesbank Berlin ihre Aktien der Weberbank jederzeit verkaufen kann". Die persönlich haftenden Gesellschafter hätten dem LBB-Vorstand seit der Äußerung ihrer Verkaufsabsicht vor zwei Jahren immer wieder ihre Unterstützung zugesagt, so Grün. Den schwarzen Peter gab er an die LBB weiter. Die habe das Angebot weder angenommen noch einen ernsthaften Interessenten präsentiert.