Michel Friedman hatte nach der Kokainaffäre angekündigt, seine öffentlichen Ämter niederzulegen. Dabei bat er um eine "zweite Chance". Die sucht er nun offenbar in der Wirtschaft: Friedman wird Aufsichtsrat der Berliner Wall AG, die mit Wartehäuschen und öffentlichen Örtchen ihr Geld verdient.
Hamburg - Der nach der Kokainaffäre von seinem Amt
zurückgetretene frühere Vizepräsident des Zentralrates der Juden in
Deutschland, Michel Friedman, will sich künftig verstärkt in der
Wirtschaft engagieren.
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll der Frankfurter Wirtschaftsanwalt Mitglied im Aufsichtsrat der Wall AG werden. Das Berliner Unternehmen
mit einem Bilanzgewinn von zuletzt 8,9 Millionen Euro vermarktet
weltweit so genannte "Stadtmöblierungen" als Werbeflächen, zum
Beispiel an Bushaltestellen und selbstreinigenden öffentlichen Toiletten.
Friedman hatte Anfang Juli zugegeben, in Gegenwart von Prostituierten Kokain konsumiert und Anwesenden angeboten zu haben. Er akzeptierte deshalb einen Strafbefehl in Höhe von 17.400 Euro und gilt seither als vorbestraft. In einer Pressekonferenz entschuldigte er sich.
Konsequenz der Konsequenzen
Aus der Affäre, die die Medien über Wochen beschäftigt hatte, zog er darüber hinausreichende Konsequenzen. Er legt alle seiner zahlreichen öffentlichen Ämter nieder, weil er, so seine Erklärung, akzeptieren müsse, dass an ihn "dieselben Maßstäbe angelegt werden, die er an seine Gesprächspartner" in seinen Talkshows angelegt hat.
Anfang dieser Woche gab der Westdeutsche Rundfunk bekannt, dass auf Friedmans Sendeplatz künftig Gabi Bauer eine Talkshow moderieren werde. Ob er seine Talkshow im Hessischen Rundfunk behalten wird, hat er bislang offen gelassen. Auch der Sender hat dazu noch keinen offiziellen Beschluss gefasst.
Offensichtlich wird sich Friedman, dessen Zulassung als Wirtschaftsanwalt mit der Vorstrafe nicht in Frage gestellt ist, in Zukunft stärker in Unternehmen engagieren.