Spargelkönig Westerwelle Spargel mit Weißwurst
Huckelrieden - "Meine Anwesenheit hier ist keine Koalitionsaussage." Die Klarstellung schien Superminister Wolfgang Clement geboten.
Kein Wunder, befand sich der SPD-Politiker am Dienstagabend beim Spargelessen im niedersächsischen Huckelrieden (Kreis Cloppenburg) doch auf fremdem FDP-Terrain. Unter den 450 Gästen befanden sich der Parteivorsitzende Guido Westerwelle, sein Stellvertreter Rainer Brüderle, Nordrhein-Westfalens FDP-Chef Andreas Pinkwart und Niedersachsens Wirtschaftsminister Walter Hirche.
Der Zweck des Spargel-Spachtelns: Inthronisierung Westerwelles als sechster "Liberaler Huckelrieder Spargelkönig". Die Rolle von Clement: Laudator der frisch gestochenen Edelgemüse-Majestät. Das offizielle Motiv für seinen Auftritt bei der FDP: "Es macht Spaß, über die Parteigrenzen hinweg zu schauen - ohne jeden Hintersinn." Das Ergebnis: überwiegend Heiterkeit und anhaltender Beifall für Clement und Westerwelle beim Üben ihrer Spargel-Connection.
Gut Spargel essen mit neuem Partner
Die klarstellende Koalitionsbemerkung des Superministers provozierte auch bei Pinkwart Klartext. Er forderte einen sofortigen Pferdewechsel in Düsseldorf. "Die Koalition ist am Ende und wir wollen, dass Rot-Grün endlich Schluss macht." Schon die Entscheidung des damaligen Ministerpräsidenten für eine rot-grüne NRW-Regierung wertete Pinkwart als falsch.
"Leider, Herr Clement, wollten, konnten und mussten sie anders handeln als nach unserer Vorstellung für Nordrhein-Westfalen richtig gewesen wäre." Möglich sei ein Wechsel aber jetzt noch - mit den Liberalen ist gut Spargel essen.
"Wir brauchen ein Bündnis für Spargel"
Und so griffen fast alle Redner zu bilderreichem Spargel-Deutsch, um ihre Botschaften unters Volk zu bringen. Die liebesfördernde Wirkung von Spargel sei überliefert, sagte Clement. Bekannt sei auch, "dass Spargel am besten als Beilage serviert wird", meinte er in Anspielung auf die klassische Rolle der FDP als kleiner Koalitionspartner und erntete dafür auch protestierendes Murren.
Der SPD-Minister versöhnte seine Gastgeber jedoch sogleich wieder. Er sei zwar Sozialdemokrat, aber: "Ich bin hier gewissermaßen als ideeller Gesamtliberaler." Clements Vision: "Wir brauchen ein wahres Bündnis für Spargel in Deutschland." Dabei sollten auch die Bayern an den Tisch geladen werden. Anstelle von Schinken vertrage sich Spargel notfalls auch mit Weißwurst.
"Die SPD verfolgt das 'Projekt 18' - von oben"
Der als "Guido von der Westerwelle" titulierte FDP-Chef zahlte es dem Laudator in gleicher Münze zurück. Clement dürfe im Spargel-Imperium künftig als "Wolfgang von der Clementine" angesprochen werden. Bissig erinnerte der FDP-Mann an jüngste Macht- und Wählerverluste der Sozialdemokraten: Zwischen SPD und FDP gebe es eine Art spiegelbildliche Schicksals-Verwandtschaft. "Wir verfolgen beide das Projekt 18 - ihr von oben und wir von unten."
Westerwelle gab dem roten Gast eine liberale Gemüse-Weisheit mit auf den Weg nach Berlin. "Wenn Spargel grün wird, wird er holzig. Die gelben Köpfe sind das Beste." Unter starkem Beifall fügte er hinzu: "Ich kenne jemanden, dem sollten sie davon erzählen."
Manfred Protze, dpa