Galileo Grohe fliegt ins All
Berlin - Jahre hat es gedauert bis sich die EU-Staaten auf das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo einigen konnten. Seit wenigen Wochen steht die Finanzierung des 3,5 Milliarden Euro treuren Projektes. Nun haben die Staaten den früheren Viag-Vorstand Rainer Grohe zum Direktor der gemeinsamen Vorbereitungsgesellschaft berufen.
Die Vorbereitungsgesellschaft soll die "entscheidenden Weichenstellungen für die nachfolgende Errichtungs- und Betriebsphase" setzen. Die industrielle Leitung sowie die Projektverantwortung für den Bau der Galileo-Satelliten wiederum haben die Deutschen erhalten.
Der 62-jährige Grohe und rund 50 Mitarbeiter sollen die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie die Ausschreibungen zum Projekt begleiten. Darüber hinaus sollen sie weitere Finanzmittel bei der öffentlichen Hand und privaten Investoren akquirieren. Der Hauptsitz der Gemeinschaftsfirma Galileo Industries liegt in Deutschland.
Galileo ist ein Satellitensystem, das später einmal zur Navigation dienen soll. Vorbild ist das von den USA installierte GPS-System. Das amerikanische Satellitensystem war ursprünglich rein für militärische Zwecke entwickelt worden, inzwischen wird es auch in vielen zivilen Bereichen eingesetzt.
Galileo soll später nach dem gleichen Prinzip wie das amerikanische System funktionieren. 30 Satelliten sollen fortlaufend Signale zur Erde senden. Aus den Daten von vier Satelliten können Empfangsgeräte dann sowohl die geographische Lage als auch die Höhe über dem Meeresspiegel berechnen.
Die europäischen Staaten treten mit Galileo zum Ärger der USA in Konkurrenz zu dem amerikanischen GPS-System. 2008 soll es soweit sein, dann werden die EU-Länder mit den eigenen Satelliten und leistungsstarken Bodenstationen Unternehmer und Verbraucher den Amerikanern abwerben wollen. 140.000 Arbeitsplätze soll Galileo schaffen und ein Mehrfaches der Investitionen zurück in die Kassen spülen. Experten sind skeptisch, ob dies gelingen wird.
Die Europäer begründen den Bau des eigenen Systems mit dem Einfluss des amerikanischen Militärs auf den Betrieb ihres Satelliten-Navigationssystems. Die Amerikaner behalten sich beispielsweise vor, das System in Kriegsregionen für die zivile Nutzung zu deaktivieren oder die Genauigkeit künstlich zu verschlechtern. Geschehen ist dies wohl bei Kosovokonflikt, befürchtet wurde es zuletzt auch beim Irak-Krieg dieses Jahr. Anders als im Irak-Krieg Anfang der 90er Jahre schränkten die Amerikaner das GPS-System aber nicht ein. Autofahrer konnten sich also auf die Routenvorschläge ihrer Navigationssyteme verlassen.