BCG Innovative Landeier
Flörsheim - Unter all den Anzugträgern fühlten sich die Schüler aus der Vulkaneifel ein bisschen wie Landeier. "Den Städtern hier unser Konzept aus einer landwirtschaftlich geprägten Region nahe zu bringen, ist ganz schön schwierig", sagte die Schülerin Marie- Christine Rössel kurz nach der Präsentation ihrer Geschäftsidee "Eifelschmecker" skeptisch. Doch am Ende hieß es "Die Koteletts siegen".
Für den Wettbewerb "business@school" hatten Marie-Christine und vier Mitschüler aus dem rheinland-pfälzischen Daun die Idee für einen Lieferservice entwickelt. Der "Eifelschmecker" soll bei den Bauern, die viele Produkte selbst herstellen, Erzeugnisse wie Käse, Fleisch, Obst, Gemüse und Honig einsammeln und schnell an umliegende Restaurants liefern. Bislang kauft jeder Gastwirt in der Region einzeln bei verschiedenen Bauern ein.
Beim Regionalentscheid im hessischen Flörsheim setzten sich die Dauner mit dieser Idee gegen vier Schülergruppen aus Hessen und Rheinland-Pfalz durch.
Brückenschlag
Seit fünf Jahren will die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) mit dem Wettbewerb eine Brücke zwischen Schule und Wirtschaft schlagen. "Ziel unserer Bildungsinitiative ist nicht die unmittelbare Existenzgründung", sagte der BCG-Geschäftsführer in Frankfurt, Thomas Groß. "Primär wollen wir erreichen, dass sich Schüler und Lehrer dem Thema Wirtschaft nähern". Im Rahmen des Sozialkundeunterrichts oder in freiwilligen Arbeitsgruppen analysieren die Oberstufenschüler jeweils ein Groß- und ein Kleinunternehmen und entwicklen zum Schluss selbst eine Geschäftsidee.
"Wir haben uns überlegt, wie wir mit einem Unternehmen unsere Region fördern können", erzählt Christian Marzlin vom Thomas-Morus- Gymnasium in Daun. Zusammen mit fünf Mitschülern hatte er die Idee zum "Eifelschmecker". "Damit verbinden wir die beiden wichtigsten Wirtschaftszweige - die Landwirtschaft und den Tourismus". Für ihr Projekt sprachen sie mit potenziellen Kunden, informierten sich über staatliche Förderungen und erstellten eine Gewinn- und Verlustrechnung.
Proffessionelle Präsentationen
"Die Schüler arbeiten mit den Wirtschaftsbegriffen und haben Vorlagen für die notwendigen Berechnungen", erklärt der BCG-Berater Peter Körte.
Er unterstützte das Team des St. Lioba Gymnasiums in Bad Nauheim. Sie hatten sich über die ständige Parkplatzsuche in Frankfurt geärgert. "Deswegen sind wir auf die Idee mit dem Parkservice 'Carsitters24' gekommen", erklärt der 17-jährige Matthias Schulz.
Einheitlich in dunklen Anzügen gekleidet stimmte seine Gruppe die Jury mit einem selbst gedrehten Kurzfilm auf das Thema ein. "Ich bin erstaunt, wie professionell alle diese Schüler ihre Ideen und Konzepte präsentieren", kommentierte Jurymitglied Harald Lob von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Präsentation.
"Wir hätten ihnen sofort einen LKW finanziert"
Mit rot-weißen langen Schürzen, gleichfarbigen Hütchen und Fliegen stellten die Schüler des Staatlichen Görres-Gymnasiums in Koblenz ihre Idee für eine einzigartige "Cookie-Bar" vor. Für die Jury hatten sie einige Kostproben ihres Sortiments mitgebracht. Doch die ließ sich davon nicht bezirzen.
Das dickste Lob hatte die Jury zum Schluss für die "Eifelschmecker" übrig. "Wir hätten ihnen sofort einen LKW finanziert", sagte Groß. Und nachdem sich die Schüler in die Arme gefallen waren, zog Ulrich Becker von der Deutschen Börse den 18- jährigen Christian zur Seite: "Das ist ein Konzept, dass wirklich aufgeht. Haben Sie schon darüber nachgedacht, es zu realisieren?" Doch bevor die Dauner über eine Umsetzung ihrer Idee nachdenken, wollen sie ihrer Präsentation den letzten Schliff für das Bundesfinale am 23. Juni in München verleihen.
Britta Schmeis, dpa