Jürgen Harksen Die Geständnisse des Hochstaplers
Hamburg - Die Richter des Hamburger Landgerichts sahen es als erwiesen an, dass Jürgen Harksen drei Anleger in 52 Fällen um insgesamt 28,4 Millionen Mark (rund 14 Millionen Euro) betrogen hat. Mit dem Urteil ging das Gericht noch über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus.
Harksens betrügerischen Hochstapeleien und seine Sucht nach Luxus hätten "märchenhafte Züge" gehabt, erklärte Richter Ernst-Rainer Schudt in der Urteilsbegründung.
Der Finanzjongleur, der seinen Opfern Gewinne zwischen 1.300 und 9.000 Prozent versprochen hatte, war erst Ende 2002 nach neunjähriger Flucht aus Südafrika an die deutschen Behörden ausgeliefert worden. Der ursprüngliche Vorwurf des Betruges in 218 Fällen an 62 Anlegern mit einem Schaden von über 63 Millionen Mark konnte jedoch nicht aufrechterhalten werden.
Nach den Auslieferungsbestimmungen konnte Harksen nur wegen Betruges an drei Investoren angeklagt werden, denen er Millionengeschäfte mit Immobilien und Ölvorkommen vorgegaukelt hatte. Hauptgeschädigter ist ein ehemaliger Bauunternehmer, den Harksen um rund 24 Millionen Mark geschädigt hatte.
"Enttäuscht wegen der geringen Strafe"
"Bei ihren Betrügereien ist bei allen Beteiligten irgendwo die Vernunft auf der Strecke geblieben, vielleicht auf einer der großen Partys auf Ibiza", sagt Richter Ernst- Rainer Schudt. Die Opfer hätten ihr Geld zunächst "euphorisch hingegeben" und später "die große Frustration" erlebt.
Mit seinem Urteil ging das Gericht noch über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus, die eine Haftstrafe von sechs Jahren verlangt hatte. "Einige Geschädigte sind eventuell enttäuscht wegen der geringen Strafe", sagte Schudt. Denn eigentlich hätte sie "viel höher" ausfallen müssen, wenn man den Angeklagten für alle Betrügereien hätte belangen können. Immerhin seien wohl 300 Anleger um mindestens 150 Millionen Mark betrogen worden.
"Die Anleger kamen wie von selbst."
Familie Harksen war 1993 vor der deutschen Justiz nach Kapstadt geflüchtet und hatte sich dort neun Jahre lang mit juristischen Tricks gegen die Auslieferung gewehrt. Erst im vergangenen Oktober war das Tauziehen beendet, Harksen wurde nach Hamburg überstellt.
Das Urteil fiel nach einer überraschend kurzen Beweisaufnahme wegen der Geständnisse bereits nach 13 Verhandlungstagen. "Wenn man 15 Jahre mit einem Lügengebäude gelebt hat, hat so ein Geständnis einiges Gewicht", sagte Schudt.
Eben dieses Geständnis habe großen Einfluss auf das Strafmaß gehabt, sagte der Richter. Die mitangeklagte Ehefrau Jeanette Harksen wurde wegen Beihilfe zum Betrug zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Die 40-jährige Ärztin hatte ihrem Mann ihre Konten für dessen Betrügereien zur Verfügung gestellt und Bürgschaften übernommen.
"Es war ein Geheimtipp"
Der ebenfalls mitangeklagte Wirtschaftsprüfer hatte Harksen ein Milliarden-Vermögen testiert und damit die Anleger beruhigt. Auch er wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
Der gebürtige Flensburger Harksen mit einer Vorliebe für teure Autos wurde Ende der 80er als schillernde Figur am Investment-Markt bekannt. Windige "Zockernaturen" fielen ebenso auf ihn rein wie seriöse Unternehmer, Ärzte, Apotheker, Fußballprofis und Größen aus der Musikszene. "Die Anleger kamen wie von selbst. Es war ein Geheimtipp. Je mehr Leute anlegten, desto weniger wurde hinterfragt", erklärte der Richter.
Prominentestes Harksen-Opfer ist Pop-Star Dieter Bohlen. Er will dem smarten Lebemann drei Millionen Mark gegeben und nie wiedergesehen haben.
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