FC Bayern Des Kaisers mächtiger Männerbund
München - In seiner Karriere als Fußballspieler und Trainer ist es Franz Beckenbauer (57) nur selten passiert, dass er sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben musste. Na gut, die Niederlage gegen Argentinien im WM-Endspiel 1986 in Mexiko war bitter, aber die Degradierung vom "Kaiser" zum "Suppenkasper" (Ex-Nationaltorhüter Uli Stein) wurde schnell aufgehoben.
Im vergangenen Jahr ereilte die "Lichtgestalt" nun erneut eine bittere Niederlage. Ausgerechnet in seiner Wahlheimat Kitzbühel wurde Beckenbauer bei einem Promi-Skirennen auf den zweiten Rang verwiesen. Sein Bezwinger damals: Lufthansa-Vorstand Jürgen Weber (61).
Doch da sich selbst beim Ehrenspielführer der Nationalmannschaft eine gewisse Altersweisheit einzustellen scheint, wird die Bayern-Taktik "kaufen, wer uns Probleme macht" - zuletzt Michael Ballack - nun auch auf das Management übertragen.
Von Reinhold Messner geschulte Seilschaft
Lufthansa-Chef Weber gehört nämlich der illustren Managerrunde "Similauner" an, die auch Veranstalter des Promi-Rennens war und zu der zum Beispiel auch Jürgen Schrempp (58, DaimlerChrysler) und Wolfgang Reitzle (54, Linde) zählen.
Drei Urgesteine dieses Männerbundes, der sich unter anderem einmal im Jahr unter der Anleitung von Reinhold Messner zum Bergwandern trifft, konnte Bayern-Präsident Beckenbauer jetzt direkt oder indirekt für den Aufsichtsrat der Profi-Abteilung gewinnen, dem er selber bekanntermaßen vorsteht.
Wie der "Stern" am Mittwoch vorab berichtet, wurde auf der Hauptversammlung der Bayern AG am 20. Februar dieses Jahres im Münchner Arabella Sheraton Grand Hotel das Kontrollgremium nämlich um zahlreiche prominente Mitglieder erweitert. Darunter Similauner-Chef Herbert Henzler (61). Der ehemalige Deutschland-Statthalter der Unternehmensberatung McKinsey gilt als Spiritus Rector der Herrenrunde.
Zwei seiner Bergkameraden entsenden immerhin Spitzenpersonal in die Bayern-Zentrale in der Säbener Straße 51 im Münchner Stadtteil Harlaching. Verleger Hubert Burda schickt "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort (66) vor und Ex-McKinsey-Berater Klaus Zumwinkel (59), sowohl Post-Chef als auch Aufsichtratsvorsitzender der Deutschen Telekom, übt über Telekom-Vorstand Josef Brauner (52) künftig seinen Einfluss aus. Die Telekom ist bereits als Trikotsponsor (T-Mobile) beim deutschen Rekordmeister engagiert.
Stadion-Finanzier Allianz ohne AR-Mandat
Stadion-Finanzier Allianz ohne AR-Mandat
Aber auch andere Geldgeber bekamen laut "Stern" einen Aufsichtsratsposten. Audi-Chef Martin Winterkorn (55) und Herbert Hainer (48), Vorstandsvorsitzender bei Bayern-Miteigentümer Adidas Salomon, werden den Bayern-Vorständen Karl-Heinz Rummenigge (47) und Uli Hoeneß (51), von Audi mit einem 450-PS-Boliden versorgt, ebenfalls künftig auf die Finger schauen.
Der gleichfalls gewählte Robert Louis-Dreyfus (56), Ex-Adidas-Chef und Mitbesitzer der TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga, nahm die Wahl nach Bayern-Angaben hingegen nicht an. Auch die Allianz, immerhin Namensgeber der im Bau befindlichen neuen Superarena, rückt nicht in das Gremium ein. Keiner ihrer Topmanager gehört halt zu den Similaunern.
"Focus"-Gründer Markwort: "Keine Weisungen erteilt"
Neben dem wachsenden Einfluss der Wirtschaft beim FC Bayern sorgt vor allem die Berufung von "Focus"-Gründer Markwort, der bisher nur im Beirat saß, für Aufsehen. Vier Tage nach Markworts Wahl hatte das Magazin auffallend zurückhaltend über den von manager magazin aufgedeckten Geheimvertrag der Bayern mit Leo Kirch berichtet.
Mit seinem Nebenjob habe das nichts zu tun, erklärte Markwort. Über den Inhalt hätten "Fakten" entschieden, "nicht mein Fußballhobby". Er habe "keine Weisungen" erteilt. Der Neu-Bayern-Aufsichtsrat zum "Stern": "Es gibt keine Interessenkollisionen." Auch von der Vergütung in Höhe von 20.000 Euro will Markwort "noch nicht das Geringste gehört" haben.
Weder die Bayern AG noch Markwort hatten die wichtige Personalie bisher öffentlich gemacht. Bayern-Vorstand Karl Hopfner (50) erklärte, die Veröffentlichung sei "demnächst" geplant.
Auf der Internetseite des FC Bayern München, übrigens in Kooperation mit der Telekom-Tochter T-Online betrieben, ist zumindest noch nichts zu sehen. Dort "strahlt" nach wie vor nur Beckenbauer, unterstützt von BWL-Professor Fritz Scherer (63) und Münchens Ex-Bürgermeister Eckhart Müller-Heydenreich (67).
Ganz neu ist die Verbindung von Similaunern, sprich Henzler, mit dem FC Bayern München aber nun doch nicht. Seit vergangenem Jahr ist Henzler Chef der bayerischen Anti-Bürokratie-Kommission - auf besonderen Wunsch von Ministerpräsident Edmund Stoiber (61). Nur der Vollständigkeit halber: Stoiber ist bekennender Bayern-Fan mit Sitz im Verwaltungsbeirat.
Beckenbauer: "Dann spielen wir eben gegen Juventus, Milan und Rom"