Karriere Bewerben, aber richtig
Stuttgart - Menschen, deren beruflicher Lebenslauf von Brüchen gekennzeichnet ist, sollten nach Expertenmeinung mit ihren "Patchwork"-Biografien offensiv umgehen.
"Man muss zu diesem Punkt stehen und aufzeigen, welche Stärken aus Veränderung und Neuorientierung erwachsen", sagte Birgit Steinhardt von der BeFF - Berufliche Förderung von Frauen - Kontaktstelle Frau und Beruf in Stuttgart. Steinhardt wirkt neben anderen Expertinnen beim "Markt der Möglichkeiten" des Arbeitsamtes Stuttgart für den Berufs(wieder)einstieg von Akademikerinnen mit.
Es sei zu beobachten, dass das Selbstwertgefühl der Betroffenen sich verringere, je länger der Ausstieg aus dem Beruf zurück liege. Gerade Frauen mit langen Erziehungszeiten verkauften sich oft unter Wert. "Wenn man genau hinschaut, stellt sich heraus, dass sich diese Frauen in vielen Fällen neben der Kindererziehung in Vereinen, Schulen oder kulturellen Organisationen engagierten", erläutert Steinhardt.
"Unbezahlte Arbeit ist nichts wert"
Dabei seien Kompetenzen erworben worden, die auch in den Beruf eingebracht werden könnten. "Leider haben sich viele die Einstellung einiger Personalchefs zu Eigen gemacht, für die unbezahlte Arbeit nichts wert ist", klagte die Familientherapeutin.
Die Pädagogin empfiehlt, auch bei Elternzeit den Kontakt zum früheren Arbeitgeber zu behalten, am besten durch eine Teilzeittätigkeit. Bei der Rückkehr gelte es, sich durch Qualifizierung oder Praktika auf den neuesten Stand der fachlichen Kenntnisse zu bringen. "Dies ist ein Pfund, mit dem man bei Arbeitgebern wuchern kann", erläuterte sie. Daneben sei es auch wichtig, sich in Netzwerken über Jobangebote und Weiterbildungsmaßnahmen zu informieren.
"Patchwork"-Biografien seien in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit nicht mehr nur auf Frauen begrenzt. Der Wunsch, Familie und Berufstätigkeit zu verbinden, mache aber für viele Frauen gebrochene berufliche Werdegänge unausweichlich. Im Alter von 30 bis 39 Jahren seien laut Erhebungen des Statistischen Landesamtes Frauen mit Kindern und Partnern im Falle einer Hochschulbildung zu 26 Prozent in Vollzeit berufstätig, im Fall eines Hauptschulabschlusses zu 21 Prozent.
In derselben Altersgruppe seien mehr als 90 Prozent der Männer mit Familie voll berufstätig. Nach einer weiteren Studie wünschen sich 63 Prozent der darin befragten Männer und Frauen, dass beide Partner arbeiten; bei nur 15 Prozent ging dieser Wunsch in Erfüllung.
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