FC Bayern Vier Millionen sind nicht genug
München - Im Streit zwischen Rekordnationalspieler Lothar Matthäus und dem Bayern München haben sich die Fronten verhärtet. Nun droht doch eine gerichtliche Auseinandersetzung.
Nach Auffassung seines Anwalts Wolfgang Stürzer "bestehen Anhaltspunkte dafür, dass Herrn Matthäus im Zusammenhang mit dem Abschiedsspiel noch erhebliche Ansprüche zustehen". Das teilte die Anwaltskanzlei in einer Presseerklärung mit. Mitte Frebruar hatte es noch so ausgesehen, als ob sich die beiden Parteien ohne Gang vor den Richter einigen würden.
Als der FC Bayern den Matthäus-Anwälten am Dienstag Einsicht in die Unterlagen vom Abschiedsspiel gewährte, stellte sich aus Sicht des Vereins erstmals heraus, dass es dem heutigen Trainer von Partizan Belgrad "in der Klage nicht lediglich um erneute Erteilung der Auskunft, sondern explizit um die Forderung auf Zahlung eines weiteren Betrages in Höhe von einer Million Mark" gehe.
3.927.671,16 Mark nach Abzug der Kosten und Steuern
Matthäus selbst nahm an dem Gespräch seiner Rechtsvertreter mit Bayern-AG-Chef Karl-Heinz Rummenigge, Geschäftsführer Karl Hopfner sowie dem Anwalt des Clubs nicht teil. Der geforderte Betrag von einer Million Mark sei vom FC Bayern an den Rechteverwerter bezahlt und vereinbarungsgemäß von den Gesamteinnahmen abgezogen worden, teilte der Verein mit.
Nach Angaben des FC Bayern seien beim Abschieds-Spiel Einnahmen in Höhe von 9.447.504,32 Mark erzielt worden. Nach Abzug der Kosten und Steuern habe Matthäus 3.927.671,16 Mark erhalten. "Dem FC Bayern, der das Abschiedsspiel veranstaltet und organisiert hat, verblieben aus dem Abschiedsspiel dagegen keinerlei Einnahmen", heißt es in der Mitteilung. Markus Hörwick, Presssesprecher des Vereins, versteht die Reaktion von Lothar Mattäus nicht: "Sein Verhalten ist moralisch enttäuschend", so Hörwick gegenüber manager-magazin.de.
Die Belege würden derzeit von einem Wirtschaftsprüfer ausgewertet, teilten die Matthäus-Anwälte mit: "Auf der Grundlage des Ergebnisses wird Herr Matthäus nach Konsultation seiner Anwälte entscheiden, ob der Prozess, der derzeit bis zur vollständigen Vorlage der Belege durch den FC Bayern München lediglich ruht, weiterbetrieben wird." Der Verein hatte angegeben, dass ein Wirtschaftsprüfer vor Ort die Ordnungsmäßigkeit der Belege bestätigt habe.
Kahn: "Der FC Bayern ist mehr als großzügig"
Auch die Spieler des FC Bayern reagieren iritiert. "Ich kann diese Geschichte überhaupt nicht nachvollziehen", erklärte Kahn, "der FC Bayern ist in ganz Europa, wenn nicht sogar weltweit, der einzige Verein, der seinen Spielern so entgegenkommt. Ich habe diesen Verein als mehr als großzügig erlebt."
Auch Abwehrspieler Robert Kovac kann die Vorgehensweise von Matthäus nicht verstehen: "Meine persönliche Meinung ist, dass er ein schönes Abschiedsspiel und nicht wenig Geld dafür bekommen hat. Er könnte damit zufrieden sein", sagte der Bayern-Profi.
Der Gescholtene wehrt sich gegen die Kritik. Matthäus beteuerte gegenüber "Bild", dass über eine Klage "noch gar nicht entschieden ist". Entsprechend verärgert reagierte der derzeitige Trainer von Partizan Belgrad auf die Pressemitteilung der Bayern: "Es war vereinbart, dass von dem Treffen nichts an die Öffentlichkeit kommt. Welches Spiel treiben die mit mir?"
"Ich bin mit mir selbst im Reinen"
Matthäus seinerseits weigert sich seit gut zwei Jahren, die im Rahmen des Spiels zugesicherten 310.000 Euro an Spendengeldern für wohltätige Zwecke zu überweisen.
Freiwillig hatte Mattäus zugesagt, für die Mexiko-Hilfe des DFB, für die Kampagne "Keine Macht den Drogen", für das SOS-Kinderdorf und die Bayerische Landesschule für Körperbehinderte zu spenden.
"Ich bin mit mir selbst im Reinen. Mehr sage ich nicht", hatte der 41-Jährige, der von 1984 bis 1988 und von 1992 bis 2000 insgesamt 302 Bundesliga-Spiele für den Rekordmeister bestritt, dagegen immer wieder erklärt.
Matthäus schied im Streit
Im vergangenen Jahr hatte der 150-malige Nationalspieler und fünfmalige WM-Teilnehmer Matthäus, Träger des bayerischen Verdienstordens, aus Zorn über Hoeneß seine Ehren-Mitgliedschaft bei den Münchnern abgelegt. Dabei schickte der Franke auch sämtliche Geschenke, die er bei seinem Abschiedsspiel erhalten hatte, an die Geschäftsstelle an der Säbener Straße zurück. Hoeneß hatte gespottet, dass Matthäus nicht einmal Greenkeeper im neuen Stadion werden könne.
In seiner Zeit beim FC Bayern gewann der gelernte Raumausstatter Matthäus sechs deutsche Meistertitel und den DFB-Pokal. Außerdem führte er die Münchner 1996 zum Uefa-Cup-Sieg. Nach seiner aktiven Karriere hatte der 41-Jährige mit einem Engagement im Management oder als Trainer beim deutschen Rekordmeisters geliebäugelt.