Mannesmann Ackermann unter Verdacht
Frankfurt/Main - Josef Ackermann ist der erste Ausländer an der Spitze der Deutschen Bank. Der 55-jährige Schweizer hat das größte deutsche Finanzhaus in weniger als einem Jahr radikal umgebaut. Vor neun Monaten hat er bei der Deutschen Bank das Ruder übernommen - mitten in einer tiefen Krise der Bank.
Ohne umfangreiche Beteiligungsverkäufe hätte der Branchenprimus gerade einmal eine schwarze Null erwirtschaftet. Doch nach massivem Personalabbau, deutlich gedrückten Kosten und Milliarden-Verkäufen sieht sich das Institut gut gerüstet für den erhofften Konjunkturaufschwung.
Der Volkswirt Ackermann trat 1996 in den Vorstand der Bank ein. Schon bald galt der Arztsohn aus Mels (Kanton Sankt Gallen) als heimlicher Kronprinz des Geldhauses. Seine Bank-Karriere begann der Absolvent der Elite-Universität Sankt Gallen bei der Schweizerischen Kreditanstalt, der heutigen Credit Suisse Group.
Innerhalb von 14 Jahren arbeitete er sich zum Präsidenten hoch. Lange galt Ackermann als potentieller Nachfolger des Verwaltungsratschefs Rainer Gut, bis er 1996 überraschend das Institut verließ. Der Banker ist verheiratet und hat eine Tochter.
Ackermann: Auszahlungen waren "absolut in Ordnung"
Gegen ihn wird Anklage wegen der Gestaltung der Fusions-Entschädigungen bei der Mannesmann-Übernahme erhoben. Die Deutsche Bank hat die Anklageerhebung in der Mannesmann-Affäre am Montag nicht kommentieren wollen. Doch für Ackermann ist die offizielle Anklage kein Grund für einen Rücktritt. Das hat er auf der Bilanzpressekonferenz Anfang Februar deutlich gemacht.
Bislang zeigte er sich demonstrativ gelassen. Zahlreiche Rechtsgutachten hätten bestätigt, dass die damals an Mannesmann-Chef Klaus Esser ausgezahlten Boni "absolut in Ordnung" seien, so Ackermann. Alle bekannten Politiker Deutschlands hätten ihm geraten, sich von der Anklage nicht beeindrucken zu lassen.