Microsoft Tschüss, Windows!
Redmond/Kalifornien - Der Starprogrammierer David Stutz hat Microsoft verlassen. Er war verantwortlich für den Bereich Common Language Infrastructure (CLI), auf dem das .NET-Netzwerk von Microsoft basiert.
Seinen Abschied würzte Stutz mit einem offenen Brief an Microsoft, der auch im Internet nachzulesen ist. Dem Softwarekonzern hält er eine falsche strategische Ausrichtung vor, die in wenigen Jahren zu einer Krise des Unternehmens führen könnte. Stutz gilt als Vordenker bei Microsoft, wenn es um Open Source geht. Nur zögerlich hat sich das Unternehmen auf diese neue Entwicklung eingestellt.
Das .NET-Netzwerk zielt darauf ab, die verschiedensten Softwareplattformen miteinander zu verbinden und soll laut Microsoft dank offener Schnittstellen die Integration fremder oder selbstgeschriebener Software erleichtern - die rechtliche Kontrolle über das .NET-Netzwerk und seine Software behält dabei aber Microsoft.
Größte Bedrohung: Ein offenes Netz
Mit der .NET-Initiative versucht der Marktführer, der Open-Source-Bewegung den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der Softwarecode von Open-Source-Anwendungen steht jedem Programmierer zur Bearbeitung und Anpassung an die eigenen Bedürfnisse offen.
Der Hauptfehler der Redmonder Softwareentwickler, so Stutz in seinem Brief, sei die Konzentration auf den PC als abgeschlossene Einheit. Die Zukunft gehöre stattdessen Applikationen, die über das Internet aufgerufen und genutzt würden und die auf diesem Weg viel besser den Bedürfnissen der Kunden angepasst werden könnten. Diesen Trend verschlafe Microsoft.
"Open Source ist eine ernste Alternative zu Windows"
Als Belege führt er die wachsende Zahl von Nutzern an, die auf Open Source-Systeme wie zum Beispiel Linux umsteigen, darunter auch viele Unternehmen und Regierungsbehörden. "Microsoft verkauft das 'Office'-Paket, von dem viele Leute jedoch nur die Textverarbeitung und einen kleinen Teil der Datenbankanwendung benötigen", kritisiert Stutz. "'Eine-Größe-für-alle' und 'Ein-Programm-ist-alles-was-du-brauchst' haben ausgedient."
Über Pläne des Programmierers nach seinem Ausstieg ist nichts in Erfahrung zu bringen. Beobachter fürchten nach seinem Weggang einen schweren Vertrauensverlust der Open-Source-Anhänger in Microsoft. Eine von Stutz' Schlussfolgerungen liest sich denn auch wie deren Credo: "Open Source Software ist - wie das Internet - eine kraftvolle Bewegung und wächst schnell zu einer ernsten Alternative zu Windows heran."