Gehaltspoker Stumpf-Argumente
Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Arbeitnehmer mit Ihren Argumenten nur meinen Blutdruck, nicht aber ihr Gehalt in die Höhe treiben. Der eine rechnet mir naiv vor, was ihm die Bank jeden Monat für seinen neuen BMW abbucht. Der nächste fantasiert, bei der Konkurrenz könnte er das Doppelte verdienen.
Und wieder ein anderer leitet aus seinem zehnjährigen Firmenjubiläum den Anspruch auf eine Gehaltserhöhung ab. Ja bin ich denn ein Geldesel?!
Was mich überzeugt, ist nicht Ihr Vorteil - sondern nur mein eigener! Und den lassen diese Stumpf-Argumente völlig außen vor.
Ein paar häufig erlebte Beispiele, zur Nachahmung nur dann empfohlen, wenn Sie mir das Abschmettern der Gehaltserhöhung leicht machen wollen:
Das erste Stumpf-Argument:
"Ich habe gerade ein Haus gebaut. Da werden Sie verstehen, dass ich dringend mehr Geld brauche!"
Im Stillen denke ich: Sie leben über Ihre Verhältnisse, können wohl nicht mit Geld umgehen. Und jetzt soll ich mit einer Gehaltserhöhung in die Bresche springen. Bin ich verrückt?
Die Folge für Sie: Womöglich kommt mir der Verdacht, dass Sie ein verschwenderischer Mensch sind - nicht nur privat, auch in der Firma. Und wer garantiert mir außerdem, da Sie ja Geldprobleme haben, dass Sie sich nicht auf unfeine Weise an der Firma bereichern? Allein dieser Verdacht kann Sie für verantwortliche Aufgaben disqualifizieren und Ihnen auch künftig wie ein Felsklotz den Weg zu mehr Gehalt versperren.
Das zweite Stumpf-Argument
Das zweite Stumpf-Argument:
"Ich will ja nur das verdienen, was mein Kollege Huber auch bekommt!"
Im Stillen denke ich: Skandal! Sie tauschen sich hinter meinem Rücken mit Kollegen übers Gehalt aus - und wollen sich Ihre Illoyalität auch noch bezahlen lassen! Wer weiß, welche Vertraulichkeiten Sie sonst noch durch die Gegend posaunen.
Die Folge für Sie: Im schlimmsten Fall ächte ich Sie als Unruhestifter. Womöglich haben Sie diverse Kollegen zum munteren Gehaltsaustausch animiert, und ich darf es jetzt ausbaden. Mein Vertrauen zu Ihnen ist lädiert.
Das dritte Stumpf-Argument
Das dritte Stumpf-Argument:
"Ich bin schon viele Jahre dabei - Zeit für eine Gehaltserhöhung!"
Im Stillen denke ich: Sie glauben wohl, wir sind hier bei den Beamten! Nur dort wird das Absitzen von Dienstjahren gesondert belohnt. Bei uns in der freien Wirtschaft ist ein sicherer Arbeitsplatz schon Lohn genug.
Die Folge für Sie: Ich drehe den Spieß um und messe Sie an jüngeren Kollegen, die andere Stärken haben. Jedenfalls werde ich Ihnen deutlich machen, dass Dienstjahre absolut nichts über die Leistung sagen - und auf die kommt's mir an!
Das vierte Stumpf-Argument
Das vierte Stumpf-Argument:
"Jetzt eine Gehaltserhöhung - und ich werde in Zukunft richtig zupacken!"
Im Stillen denke ich: Morgen, morgen, nur nicht heute! Sie wollen mir die Taube auf dem Dach verkaufen. Eine gute Arbeitskraft krempelt die Ärmel immer hoch, unabhängig vom Gehalt. Der Fleiß entspringt dem Naturell eines Menschen, nicht seiner Gehaltsabrechnung.
Die Folge für Sie: Wenn ich um 21 Uhr schlecht gelaunt als Letzter aus der Firma gehe und in Ihrem Büro brennt kein Licht mehr, denke ich: Gut, dass ich diese Taube nicht gekauft habe - sie ist schon wieder früh ausgeflogen.
Das fünfte Stumpf-Argument
Das fünfte Stumpf-Argument:
"Mehr Geld - oder ich gehe zur Konkurrenz!"
Im Stillen denke ich: Erpressung! Wenn Sie glauben, die Firma geht ohne Sie den Bach runter, haben Sie sich aber geschnitten.
Die Folge für Sie: Ich traue Ihnen nicht mehr über den Weg und achte darauf, dass keine vertraulichen Unterlagen und Informationen mehr über Ihren Tisch gehen. Vielleicht lasse ich sogar die von Ihrem Anschluss aus gewählten Telefonnummern prüfen - wer weiß, vielleicht arbeiten Sie heute schon der Konkurrenz zu!
Das sechste Stumpf-Argument
Das sechste Stumpf-Argument:
"In letzter Zeit nimmt die Arbeit zu, wir schaffen es kaum noch - jetzt will ich mehr Gehalt!"
Im Stillen denke ich: Aha, eine verkappte Drohung: Entweder mehr Geld - oder Sie lassen mich mit der Arbeit hängen. Dabei geben Sie zu, dass Mehrarbeit nicht die Regel ist, sondern erst "in letzter Zeit" auftaucht.
Die Folge für Sie: Ich schaue genau hin, was Sie leisten und was nicht. Wenn mir ein Kollege auffällt, der mehr schafft, reibe ich Ihnen das bei nächster Gelegenheit diskret unter die Nase.
Das siebte Stumpf-Argument
Das siebte Stumpf-Argument:
"Ich habe gesehen, Sie fahren einen neuen Dienstwagen, und die Firma baut schon wieder. Jetzt bin ich auch mal dran!"
Im Stillen denke ich: Unverschämtheit! Was geht Sie mein Dienstwagen an! Am Ende fragen Sie mich, ob mein Gehalt nicht auch jährlich angehoben wird. Nur weil mehr Geld da ist, heißt das noch lange nicht, dass jeder von dem Kuchen essen darf.
Die Folge für Sie: Ich werde mich Ihnen gegenüber reserviert verhalten. Es bleibt das ungute Gefühl, dass Sie gern auf fahrende Züge aufspringen, aber andere den Kessel heizen lassen.
Das achte Stumpf-Argument
Das achte Stumpf-Argument:
"Wo wir gerade beim Bier zusammensitzen: Wir haben ja wirklich ein gutes Verhältnis, daher möchte ich fragen ..."
Im Stillen denke ich: Todsünde! Sie verquicken unser privates und dienstliches Verhältnis. Die Gehaltsfrage gehört ins Büro, nicht als Überfall an den Stammtisch!
Die Folge für Sie: Ich bin sauer, ziehe mich aus dem privaten Kontakt zurück und lasse künftig den Chef ganz deutlich raushängen, um Missverständnissen vorzubeugen.
Die letzten drei Stumpf-Argumente
Das neunte Stumpf-Argument:
"Entweder mehr Geld - oder ich mache keinen Fingerstreich mehr als nötig"
Im Stillen denke ich: Frust bis zur Unterkante der Oberlippe! Sie wird keine Motivationsspritze mehr aufrichten. Wenn Sie jetzt in inneren Streik gehen, stecken Sie am Ende die ganze Abteilung an.
Die Folge für Sie: Ich mache die Probe aufs Exempel und setze Sie bei der Arbeit unter Druck. Wenn Sie tatsächlich verweigern, fällt mir im schlimmsten Fall ein Grund für eine Abmahnung ein.
Das zehnte Stumpf-Argument:
"Die Kollegen arbeiten viel weniger als ich - darum habe ich mehr Gehalt verdient!"
Im Stillen denke ich: Sie können offenbar keine eigene Top-Leistung ins Schaufenster stellen - darum haben Sie es nötig, auf die (angeblich) faule Ware der Nachbargeschäfte zu verweisen. Schäbiger Versuch, von eigenen Defiziten abzulenken!
Die Folge für Sie: Ich halte Sie für unkollegial, zweifle an Ihrer Teamfähigkeit und fürchte, dass Sie das Arbeitsklima vergiften. Das kann Ihnen die Mitarbeit an wichtigen Projekten und den Weg in eine Führungsposition verbauen.
Das elfte Stumpf-Argument:
"Am Markt wird für meine Leistung das Doppelte gezahlt. Ich gebe mich mit einem Drittel mehr zufrieden!"
Im Stillen denke ich: Völlige Übertreibung, da brauchen wir gar nicht zu diskutieren! Wer so mit der Wahrheit umgeht, fantasiert auch aus jeder Pusteblume, die er für mich ausreißt, eine ganz dicke Eiche.
Die Folge für Sie: Ich nehme Sie als Gesprächspartner nicht mehr ernst und lege jedes Wort auf die Goldwaage. Auch Tatsachen aus Ihrem Mund wollen mir wie Übertreibungen scheinen.
Buchauszug: Die Trumpf-Argumente Buchauszug: Ihr Chef ist Egoist Interview mit dem Autor Martin WehrleService: Der Gehalts-Check bei mm.deService: Die Homepage von www.gehaltscoach.de