Paulaner / Heineken Machtwechsel nach dem Oktoberfest
München Auf der Wies'n war für Axel Meermann die Welt noch in Ordnung: Als Vorstandschef der mächtigen Brau Holding International erklärte Meermann, dass man den kompletten Erlös des dort ausgeschenkten Paulaner Weißbiers "fürs Marketing wieder ausgebe".
Unterm Strich wolle er durch die Ausrichtung und internationale Expansion von Paulaner als reine Weißbierbrauerei jedoch die Gewinne steigern. Noch gibt es auch Paulaner Pils, Dunkel und andere Sorten wie Hacker Pschorr, die Vorsteuerrendite der Gruppe soll durch den Schritt von mageren 1,2 Prozent im Jahr 2001 auf zehn Prozent vervielfachen.
Ob der Plan so umgesetzt wird, scheint jetzt nicht mehr vollkommen sicher. Denn auf den Vorstandsposten des ausgebildeten Diplom-Psychologen Meermann wechselt jetzt überraschend Wolfgang Salewski (ebenfalls Diplom-Psychologe). Die Brau Holding meldete am Freitag abend, dass Meermann weiterhin für die Marke Paulaner tätig sein werde. Er behalte noch seinen zweiten Posten als Chef der Paulaner-Brauerei was allerdings dennoch einer Degradierung gleichkommt.
Hinter der Brau Holding AG steht mit einem Anteil von 50,1 Prozent der Münchener Brau- und Hotel-Konzern Schörghuber ("Arabella"), geleitet vom Firmenerben Stefan Schörghuber. Die andere (etwas kleinere) Hälfte an der Brau Holding International gehört dem Heineken-Konzern.
Wolfgang Salewski, der neue Mann an der Spitze des Bier-Bündnisses, gilt als enger Vertrauter von Stefan Schörghuber und ist auch Mitglied des Zentralvorstands im Schörghuber-Konzern. Außerdem kontrollierte Salewski Meermann bisher als Aufsichtsratschef der Brau Holding International. Salewski hat bisher kaum operative Erfahrung gesammelt.
Über die Gründe für den Machtwechsel schweigen sich Schörghuber und Heineken bisher aus. Ex-Vorstandschef Meermann werde "zukünftig mit seiner nationalen und internationalen Marketing- und Vertriebserfahrung" dem Vorstand der Brau Holding International "zur Verfügung stehen", heißt es lediglich.
Heineken und Schörghuber produzieren in ihrer Holding bisher etwa 4,6 Millionen Hektoliter Bier. Der Marktanteil in Deutschland soll sich aber durch eine Partnerschaft mit dem Homburger Karlsberg-Verbund kräftig erhöhen: Addiert man den Karlbsberg-Bierausstoß dazu, käme man auf 8,6 Millionen Hektoliter Ausstoß - und würde damit Rang drei auf dem deutschen Markt belegen. Zum 2. Januar will die Brau Holding International 45-Prozent-Gesellschafter von Karlsberg Deutschland (KIB GmbH) werden. Eine Genehmigung der EU zu diesem Plan steht allerdings noch aus.