Millionenbetrug Faule Tricks, in Luft aufgelöst
München - Der auf der Karibik-Insel Martinique festgenommene Münchner Professor Gerhard Steinmetz soll in einen Anlagebetrug mit einem Volumen von rund zehn Millionen Euro verwickelt sein.
Als Inhaber der Firma "Cunis" soll der 59-Jährige Geld von 150 Anlegern in "nicht abgesicherte Geschäfte" investiert haben, teilte die Münchner Polizei am Montag mit. Außerdem soll er für "Beratungen" ungerechtfertigt mehrere 100.000 Euro privat abgezweigt haben. Der 59-Jährige, der an der Münchner Fachhochschule Betriebswirtschaft unterrichtete, war Mitte September nahe dem oberpfälzischen Leuchtenberg spurlos verschwunden.
Die Polizei geht davon aus, dass Steinmetz seine eigene Entführung in der Oberpfalz vorgetäuscht hat, um sich auf die französische Antilleninsel Martinique abzusetzen. Dort wurde er am vergangenen Freitag auf seinem Boot "Marivent" festgenommen. Er wartet nun im Gefängnis der Inselhauptstadt Fort de France auf seine Auslieferung nach Deutschland.
Verspekuliert
Der von Steinmetz eingesetzte Geschäftsführer der Firma "Cunis" hatte den Betrug am 23. September bei der Staatsanwaltschaft in München auffliegen lassen. Der Mann gestand, dass in der Firma Gelder in Millionenhöhe veruntreut worden seien, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Joachim Eckert. Der Geschäftsführer gab an, dass Steinmetz "Kopf der Firma" gewesen sei.
Steinmetz gilt als Erfinder des so genannten Warenstreckenhandels. In dem Dreiecksgeschäft kaufte die "Cunis" Waren für mittelständige Unternehmen, die nicht liquide waren. Dabei kassierte die Steinmetz- Firma mindestens drei Prozent Skonto, da die Lieferungen direkt bezahlt wurden. Die "Cunis"-Kunden sollten nach dem Verkauf der Waren den Kaufpreis zurückzahlen. Doch einige Firmen waren zu dem Zeitpunkt bereits zahlungsunfähig. Dadurch habe "Cunis" erhebliche Ausfälle erlitten, sagte Eckert.
Rund 150 Privatanleger haben den Angaben zufolge zwischen 10.000 und einer Million Euro in das System investiert. "Cunis" versprach eine gesicherte Rendite von zwölf Prozent pro Jahr. Ihr Geld werden die Anleger kaum wieder sehen: Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft sind neun der zehn Millionen Euro "verbraucht".
Der Professor hatte vorgegeben, sich in Oberviechtach (Landkreis Schwandorf) mit einem Geschäftspartner aus Osteuropa zu treffen. Die Polizei geht jetzt davon aus, dass Steinmetz eine Entführung mit einem Komplizen vorgetäuscht hat.