Börsen-Raubritter Der Staatsanwalt räumt auf
New York - Bisher ging der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer vor allem gegen Analysten vor, jetzt nimmt er eine neue Fraktion der Absahner ins Visier: Frühere Größen der Telekom-Branche, die durch wohlmeinende Aktiengeschenke um noch ein paar Millionen reicher wurden.
Bernie Ebbers, Ex-Boss des Pleitekonzerns WorldCom, steht auf der Liste der Beschuldigten, angeklagt sind aber auch Joe Nacchio, Ex-Chef von Qwest, und sein früherer Aufsichtsratschef und Finanzier Philip Anschutz. Spitzer wirft ihnen vor, bei lukrativen Börsengängen von der Investmentbank Salomon Smith Barney bevorzugt mit Aktien bedacht worden zu sein und so mehrere Millionen Dollar verdient zu haben.
Ziel der Klage sei es, nicht nur zu zeigen, dass die Vorgänge unlauter gewesen seien, so Spitzer. Zugleich wolle er Rückzahlungen der Profite in einer Höhe von 28 Millionen Dollar einfordern. Angeklagt sind auch Metromedia-Chef Stephen Garofaldo sowie der frühere McLeod-CEO Clark McLeod. Salomon Smith Barney ist von der Klage nicht direkt betroffen.
Die Hundert-Prozent-Gewinn-Chance
Salomon soll den Unternehmern während des Internet- und Telekom-Booms Ende der neunziger Jahre bei vielfach überzeichneten "Initial Public Offerings" große Aktien-Tranchen zugeteilt haben. Da die Kurse der neu notierten Unternehmen üblicherweise gleich am Tag der Börsenpremiere zweistellig an Wert gewannen, waren die Zuteilungen quasi Garantiescheine für hohe Millionengewinne.
Salomons IPO-Zuteilungen gelten als besonders eklatantes Beispiel für Interessenkonflikte zwischen Brokerage, Aktien-Research und Investment Banking. In den neunziger Jahren trommelte der inzwischen geschasste Salomon-Analyst Jack Grubman besonders laut für inzwischen teils fast wertlose New-Economy-Werte.
Kleine Millionengeschenke erhalten die Freundschaft
Grubman soll mit Ebbers freundschaftlich verbunden gewesen sein. Zugleich gehörten Telekom-Konzerne wie WorldCom und Qwest zu den Großkunden des Investment-Bankings der Bank, die bei Aktien- und Bond-Emissionen stattliche Kommissionen einstrich. Mehrere US-Medien halten es für erwiesen, dass Grubman persönlich Einfluss auf die IPO-Zuteilungen nahm.
Die Investmentbank, eine Tochter des weltgrößten Finanzinstituts Citigroup, bestätigte am Montagabend, Gespräche mit Spitzer zu führen, wollte die erhobene Klage jedoch nicht kommentieren. Das Institut versuche die hausinternen Vorgänge der Vergangenheit zu klären und weit reichende Reformen einzuführen.