Lothar Späth "Mein Lebensweg ist nicht zerstört"
Erfurt - Jenoptik-Vorstandschef Lothar Späth wird sein in Thüringen gewonnenes Bundestagsmandat nicht antreten. "Ich habe keinen Zweifel daran gelassen, dass ich das Mandat nur annehme, wenn ich eine Aufgabe in der Bundesregierung übernehmen sollte", sagte Späth am Montag.
Der 64-Jährige war bei einem Wahlsieg der Union als Minister für Wirtschaft, Arbeit und Aufbau Ost im Gespräch. Die Thüringer CDU hatte ihn als ihren Spitzenkandidaten auf der Landesliste ins Rennen geschickt.
Späth will die CDU/CSU-Bundestagsfraktion bei ihrer konstituierenden Sitzung am Dienstag offiziell drüber informieren, "dass ich das Mandat nicht annehme. Das soll ein Thüringer machen." Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident bleibt nach eigenen Angaben Vorstandsvorsitzender der Jenoptik AG (Jena) und will wie angekündigt bei der Hauptversammlung im Juni 2003 an die Spitze des Aufsichtsrats des größten ostdeutschen Technologiekonzerns wechseln.
Neuer Ausflug in die Politik nicht ausgeschlossen
Einen erneuten Ausflug in die Politik schloss Späth nicht grundsätzlich aus. "Dass weiß ich noch nicht", sagte er. Spekulationen, er hätte ohnehin nicht für ein Ministeramt zur Verfügung gestanden, wies er zurück. "Ich hätte es gemacht." Er sei aber auch auf "Variante 2" eingestellt. "Ich habe eine Menge zu tut. Mein Lebensweg ist damit nicht zerstört."
Der Polit-Manager bescheinigte der Union einen guten Wahlkampf, mit dem sie sich nach der Niederlage 1998 "voll berappelt" habe. Das schwache Abschneiden der CDU in den neuen Ländern führte er auf eine Sondersituation nach der Hochwasser-Katastrophe und die Diskussion um einen Krieg im Irak zurück.
"Ich habe meinen Job gemacht"
Die CDU habe bei beiden Themen keine einfachen Antworten gegeben. "So lange wirtschaftliche Fragen im Mittelpunkt standen, lagen wir gut. Ich glaube nicht, dass es eine Anti-Stoiber-Wahl war." Er habe sich im Wahlkampf nichts vorzuwerfen. "Ich habe das Gefühl, ich habe meinen Job gemacht."
Späth kritisierte, dass Jenoptik nach seiner Ansicht in den Wahlkampf gezogen wurde. Die Angriffe - dem Unternehmen war Bilanzkosmetik bei den Halbjahreszahlen 2002 vorgeworfen worden - hätten ihm gegolten. "Bei künftigen Wahlkämpfen könnte das Beispiel Unternehmer abschrecken." Jenoptik wird sich nach seiner Ansicht von der Debatte schnell erholen. Die Situation des Unternehmens sei stabil, die Auftragslage gut.