United Airlines Mutter mit neuem Konzernchef
Chicago - UAL Corporation, die Muttergesellschaft der United Airlines, hat Glenn F. Tilton (54) zum neuen Konzernchef, Präsidenten und Verwaltungsratsvorsitzenden ernannt.
Tilton, der keine Erfahrungen in der Luftfahrtbranche hat, tritt sein Amt während der schlimmsten Krise an, die die US-Luftfahrtbranche und die zweitgrößte Fluggesellschaft der Welt je erlebt haben. Ursachen sind die Terroranschläge vom 11. September, die brutalen Preiskriege, die immer härtere Konkurrenz von Billigfluglinien, die schwache Konjunkturentwicklung und das rückläufige Geschäftsreise-Aufkommen.
UAL hat in den vergangenen eineinhalb Jahren rund drei Milliarden Dollar (3,04 Mrd Euro) verloren und sucht staatliche Kreditgarantien von 1,8 Milliarden Dollar. Der Umsatz brach im ersten Halbjahr 2002 um 22 Prozent ein, schrumpfte auf 7,1 Milliarden Dollar. Die US Airways, die sechstgrößte US-Fluggesellschaft, befindet sich bereits in einem Konkursverfahren.
Erfahrener Sanierer
Tilton löst UAL-Interimschef John W. Creighton (70) ab, der das Unternehmen kurze Zeit geleitet hatte. Creighton hatte bis 16. September mit einem Konkursverfahren gedroht, falls man bis dann keine weitreichenden Konzessionen der Mitarbeiter, Gläubiger und Lieferanten erhalten sollte.
In Wirtschaftskreisen gilt Tilton als ein Manager, der in Krisensituation die Nerven behält, auf Ausgleich bedacht ist und trotzdem hart durchgreifen kann. Tilton muss bei der Bewältigung der Krise vor allem Rücksicht auf die drei mächtigen United-Gewerkschaften der Piloten, Mechaniker und Stewardessen nehmen. Denn die Piloten und Mechaniker kontrollieren 55 Prozent der UAL-Aktien und haben jeweils ein Mitglied im UAL-Verwaltungsrat.
Tilton hatte seine ausgleichenden Fähigkeiten 1987 bei einem kurzfristigen Texaco-Konkursverfahren und 1996 angesichts schwerwiegender Diskriminierungsvorwürfe gegen Texaco von Seiten schwarzer Mitarbeiter bewiesen.