Bankgesellschat Berlin Ex-Vorstandschef unter Untreueverdacht
Berlin - Es geht um die Abfindung für den ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden, Ignatz Bubis.
Dieser soll von Rupf eine drastisch überhöhten Abfindung bekommen haben - für sein Ausscheiden aus einer Immobiliengesellschaft.
Bubis hielt nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" zufolge einen Anteil von 25 Prozent an der Gesellschaft. Laut bankinternen Dokumenten werde der daraus resultierende Schaden für die Bankgesellschaft auf einen Betrag von bis zu 15,34 Millionen Euro geschätzt.
Nach Informationen der Berliner Zeitung handelte es dich bei dem Fall um die Immobilienholding Certa OHG, die im Jahr 1991 gegründet wurde. Die LBB hielt 50 Prozent der Anteile, Bubis 25 Prozent. Zweck des Unternehmens war der Erwerb und die Bewirtschaftung von Immobilien, wobei der Erwerb der Objekte im Wesentlichen durch Kredite finanziert wurde. Das war damals in Berlin und Ostdeutschland weit verbreitet, um die steuerlichen Sonderabschreibungen zu nutzen.
Liquiditätsprobleme
Spätestens ab 1995 jedoch soll laut Berliner Zeitung die Certa aufgrund von Leerständen in erhebliche Liquiditätsprobleme geraten sein; vor diesem Hintergrund sollen die Gesellschafter die Umwandlung der OHG in eine GmbH vorbereitet haben. Dafür hätten aber die negativen Konten ausgeglichen werden müssen, wozu sich Gesellschafter Bubis nicht in der Lage gesehen haben soll.
Die Gesellschafter sollen daraufhin einvernehmlich beschlossen haben, die von Bubis gehaltenen Certa-Anteile zu übernehmen. Vollzogen soll der Ausstieg im Mai 1999 worden sein. Nach Verrechnungen mit seinen Verpflichtungen soll Bubis 23,3 Millionen Mark für seine Anteile erhalten haben. Bankchef Rupf habe die Transaktion gebilligt, obwohl er intern darauf hingewiesen worden sein soll, dass die "Ermittlung der Abfindungssumme fraglich" gewesen sei. Zudem sei auf eine zeitnahe Ermittlung des Certa-Wertes verzichtet worden.
"Rasche und faire Trennung"
Sruel Prajs, ebenfalls Certa-Gesellschafter, wies im Juli dieses Jahres die Vorwürfe überhöhter Abfindungen in einem Interview mit dem Tagesspiegel zurück. Ein Gutachter habe den Wert der Gesellschaft abgeschätzt, diese Summe sei aufgerundet worden. "Es war der Wunsch der LBB und auch unserer, die Trennung rasch und zugleich fair zu vollziehen."
Tatsächlich sah sich die Landesbank im Februar 2001 gezwungen, ihr in die Gesellschaft eingezahltes Kapital von 51,7 Millionen Mark auf den "Erinnerungswert" von einem Euro abzuschreiben. Einem aktuellen Sanierungsgutachten zufolge kann die Zahlungsfähigkeit der Certa nur dann aufrechterhalten werden, wenn die verbliebenen Gesellschafter bis 2003 weitere Millionenbeträge in das Unternehmen einbringen.