Kim Schmitz "Zurück in die Business-Oberliga"
München - Es wird ernst für Dr. Kimble. Der einstige Internet-Szenestar muss sich ab heute wegen verbotenen Insiderhandels in München vor Gericht verantworten.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem schwergewichtigen Computer-Hacker vor, mit manipulierten Börsenkursen knapp 1,2 Millionen Euro erschlichen zu haben. In dem in der sowohl in der Internetszene als auch in der Regenbogenpresse mit Spannung erwarteten Prozess sind Justizangaben zufolge bislang acht Zeugen benannt.
Elefant gegen Ameise
Laut Anklage soll der 28-Jährige Anfang 2001 den Kurs des angeschlagenen Internet-Schnäppchenjägers Letsbuyit.com bei einem angeblichen Rettungsversuch zum eigenen Profit künstlich in die Höhe getrieben haben.
Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft manipulierte er damals den Aktienkurs, indem er ankündigte, das Unternehmen mittels seiner Kimvestor AG mit bis zu 50 Millionen Euro sanieren zu wollen. Er habe dann LetsBuyIt-Aktien für 375.000 Euro gekauft und für 1,5 Millionen Euro abgestoßen. LetsBuyIt.com ging leer aus.
Der durch zahlreiche Medienauftritte bekannte Jungunternehmer hatte zuletzt im Januar mit seiner Abschiebung aus thailändischer Haft für Schlagzeilen gesorgt. Der Verteidiger von Schmitz kündigte vor dem Prozessauftakt an, auf Freispruch plädieren zu wollen, sein Mandant sei unschuldig.
Unter dem Spitznamen "Dr. Kimble" wurde Schmitz als IT-Sicherheitsberater und Unternehmer zu einem Star der New Economy. Vor allem mit spektakulären Partys und einem verschwenderischen Lebensstil machte der 28-Jährige von sich reden: Zuletzt posierte er mit dem als "Teppich-Luder" bekannten Fotomodell Janina Youssfian am Strand unter Palmen.
Hans Dampf in allen Gassen
In schwarz verspiegelten Helikoptern ließ er sich zu seinen Feiern in Kreisen leichtbekleideter Schönheiten auf gecharterte Luxusjachten fliegen. Gerne nahm der Selbstdarsteller Klatsch-Reporter von Fernsehsendern und Illustrierten mit auf seine Trips in Stretch-Limousinen und Lear-Jets.
Der Absturz des Überfliegers kam im Herbst vergangenen Jahres. Ende September musste die gemeinsam von TÜV Rheinland/Brandenburg und Schmitz gegründete Tochterfirma Data Protect Consulting Konkurs beantragen.
Angeblich von ehemaligen Geschäftspartnern aus der Rotlichtszene gejagt, floh Schmitz Ende Januar nach Thailand. Dort endete seine Flucht in einer heruntergekommenen Gemeinschaftszelle in einem Bangkoker Gefängnis. Danach wurde er mit einer Lufthansa-Maschine nach Deutschland ausgeflogen. Seitdem wartete er in der Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim auf seinen Prozess.
Und beteuert weiter seine Unschuld. Gegenüber dem "ZDF-Morgenmagazin" erklärte Schmitz, "er freue sich darauf, in die Business-Oberliga zurückzukehren." Darauf wird der zur Selbstüberschätzung neigende Online-Popstar noch eine Weile warten müssen.