Was macht eigentlich Jack Schmuckli?
Gesetzte Männer spielen Karten, Frauen schlürfen einen "Dezi" Wein. Die Dorfwirtschaft in Stäfa am Zürichsee hat viele alte Stammkunden - und einen neuen. Seit kurzem mischt sich Jack Schmuckli (61) unters Publikum. Dort genießt der ehemalige Sony-Manager sein mariniertes Eglifilet, "mit wenig Butter, bitte".
Schmuckli, in der Schweiz geboren, ist ein Kosmopolit. Fast vier Jahrzehnte hat er im Ausland verbracht, hat in Kopenhagen, New York, Tokio und Köln gelebt. Jetzt ist er heimgekehrt. Früher als geplant. Aber so, wie er es sich immer erträumt hatte. Gemeinsam mit seiner Frau Vreni bewohnt er eine Villa auf der Sonnenseite des Zürichsees, die in der Schweiz "die Goldküste" heißt.
1998, nach 23 Jahren Sony, verzichtete der Europa-Chef des Unterhaltungselektronik-Herstellers überraschend auf eine Vertragsverlängerung. Gab es Ärger mit der Zentrale in Tokio? Wie man's nimmt.
Zwei, drei Jahre hätte Sony-Chef Nobuyuki Idei (64) seinen langjährigen Kampfgefährten Schmuckli wohl noch behalten wollen. Schließlich stand der Umzug der Europa-Zentrale von Köln nach Berlin an, außerdem die Reorganisation. Der Schweizer drängte jedoch - wenn schon, denn schon - auf einen Fünfjahresvertrag. Vergeblich.
Trotz langjähriger Zusammenarbeit im Board von Sony waren sich Idei und sein europäischer Frontmann fremd geblieben. Hier der Schweizer Pragmatiker und Mann fürs Grobe; dort der japanische Visionär, der von den Produkten der nächsten Dekade träumte. Das passte nicht zusammen.
Heute sagt Schmuckli: "Mein früher Ausstieg war das Beste, was mir passieren konnte." Tut es ihm Leid, nicht mehr das von ihm mitgeplante Sony Center in Berlin bezogen zu haben? "Das ist mein Abschiedsgeschenk an Deutschland", sagt er schmunzelnd. Der einst so Ruhelose hat lieber in seinen eigenen Traum investiert - sein Haus am See.
Viel Platz für Weltklassekünstler
Zusammen mit dem Schweizer Architekturprofessor Dolf Schnebli (73) verwirklichte Schmuckli sein Wunschobjekt. Binnen zwei Jahren entstand ein riesiger eingeschossiger Gebäudekomplex mit großem Schwimmbad, Patio und separatem Gäste-Kubus. Das 4000-Quadratmeter-Anwesen hat nichts mit alpenländischem Schick gemein, sondern ist eine Hommage an die klassische Moderne: Die Fassade besteht aus betongrauem Kalksandstein, unterbrochen von quietschgrünen Garagen- und Terrassentüren. Das Innere besticht durch eine strenge geometrische Komposition aus Licht und Raum.
Was Wunder, dass der graue Klotz die Alteingesessenen von Stäfa verstörte. Zwar gab es keine Probleme mit der Baugenehmigung, doch Schmuckli musste beruhigend auf die Gemüter der Stäfaer Gemeinderäte einwirken.
Der Schweizer Rückkehrer hat sich in seinem Haus viel Platz für seine stattliche Sammlung von Weltklassekünstlern geschaffen, unter anderem Werke von Joseph Beuys, Günther Uecker, Lucio Fontana und Josef Albers. Außerdem sammelt er antiquarische Bücher über China und Japan.
Als Manager hat Schmuckli viel bewegt. Kann sich so einer mit dem gemächlichen Pensionärsdasein anfreunden?
"Ich habe immer gewusst, dass es ein Leben danach gibt", resümiert Schmuckli. Und er hat gewusst, wie er Langeweile sicher vermeidet. Schmuckli sitzt in etwa einem halben Dutzend Verwaltungsräten. Eine schöne Sammlung.
Kurzporträt: Jack (Jakob) Schmuckli