Was macht eigentlich Klaus Ziegler?
Feurig erläutert der gelernte Kaufmann noch immer das Wirken der Epcos-Erzeugnisse: Mehr als 200 der oft nur Millimeter großen elektronischen Komponenten befinden sich in jedem Handy, mehr als 400 im Fernseher, bis zu 10.000 in einem Luxusauto. Die Winzlinge treiben Züge an, helfen in der Stromversorgung und bei der Datenübermittlung.
Kein Zweifel - der Mann findet passive Bauelemente wirklich spannend.
So erwartete denn auch niemand bei Epcos, dass sich der alte Chef umstandslos ins Privatleben zurückziehen würde. Und tatsächlich, Ziegler ist wieder da: Seit November pflegt er sein Technikfaible als Aufsichtsratsvorsitzender.
Die siebenmonatige Pause davor gönnte er nicht nur sich, sondern auch seinem Unternehmen. Epcos sollte Zeit haben, den Abgang seines Übervaters zu verarbeiten. Klaus Ziegler, der mit seinem unprätentiösen, handfesten Auftreten wie ein typischer Mittelstandsunternehmer wirkt, war "Mr. Epcos".
Unter seiner Führung schwang sich der ehemalige Siemens-Geschäftsbereich Passive Bauelemente und Röhren, ab 1989 ein Joint Venture mit dem japanischen Matsushita-Konzern, zum Marktführer in Europa und zum drittgrößten Anbieter in der Welt auf.
Mit der Umwandlung zur Aktiengesellschaft und dem Börsengang im Jahr 1999 lieferte Ziegler sein Meisterstück ab. Anders als es sonst üblich ist, waren externe Berater nicht sonderlich gefragt. Wo immer es ging, kümmerten sich die Vorstände persönlich um das Going Public.
Selbst den neuen Unternehmensnamen dachten sich die Herren persönlich aus: Das Kunstwort Epcos ist nichts anderes als die Abkürzung für "electronic parts and components".
"Ich war immer ein Einzelkämpfer"
Nun also der Wechsel aus der Rolle des Kommandanten in die des Kontrolleurs. In der Auslegung seiner neuen Befugnisse ist Ziegler streng mit sich: Ein Aufsichtsrat, so erläutert er, habe Aufsicht zu führen und Rat zu geben. Nicht weniger. Aber auch keinesfalls mehr.
Es steht gleichwohl zu vermuten, dass die Epcos-Mitarbeiter ihn recht häufig in seinem Büro im 11. Stock antreffen werden. Vielleicht nicht täglich und nicht mehr um acht Uhr morgens. Das "Disziplinkorsett", das der Vorstandsjob ihm abverlangte, hat der gebürtige Rheinländer immer gehasst. Reisen wird er, um zu erkunden, "wie die Mitarbeiter draußen so funktionieren".
Und sonst? Sonst freut sich Ziegler vor allem auf eines - auf Ruhe. Nach den typischen Platzhaltern für verlorene Macht, nach Lehraufträgen, Beratungsengagements und Polit-Ehrenämtern, drängt es ihn nicht.
Zeit für die Familie, vier Kinder und eine Schar von Enkelkindern, will er haben und endlich all die Bücher lesen, zu denen ihm das Managerleben keine Zeit ließ. Vor allem Fontane und historische Werke.
Auch ausgedehnte Wanderungen rund um München und in der Schweiz, wo die Familie ein Haus hat, sind geplant. Vielleicht im Kreise lieber Kollegen, wie es DaimlerChrysler-Lenker Jürgen Schrempp oder Post-Chef Klaus Zumwinkel schätzen? Um Gottes willen, das ist nicht Zieglers Welt: "Ich war immer ein Einzelkämpfer. Ich komme prima mit mir selbst aus."