Premiere World Durchgangsstation?
München - Fast schon geben sie sich die Klinke in die Hand, die Top-Manager bei Premiere World. Seit Markus Tellenbach Ende 2000 den Chefsessel geräumt hat, wurde am Mittwoch mit Georg Kofler der dritte Vorsteher in weniger als eineinhalb Jahren an die Spitze des defizitären Unternehmens berufen.
Wie die zur Kirch-Gruppe gehörende Gesellschaft erklärte, werde Kofler sein neues Amt als Vorsitzender der Geschäftsführung zum 1. Februar antreten. Vom designierten Chef dürfte sich Premiere World insbesondere Saniererqualitäten erhoffen. Denn auch im vergangenen Jahr verfehlte der Pay-TV-Kanal seine Ziele. Statt der 400.000 neuen Abonnenten, die nach Expertenschätzung pro Jahr gebraucht werden, um Gewinn zu machen, konnte die Zahl der Neukunden nur um fünf Prozent auf rund 2,4 Millionen gesteigert werden.
Für die Kirch-Gruppe könnte das schlechte Abschneiden der Pay-TV-Tochter schwerwiegende Folgen haben. Ihr Partner bei Premiere World, Medienmogul Rupert Murdoch, besitzt die Option, seinen 22-prozentigen Anteil an Kirch zurückzugeben, sollte der Sender seine Ziele bis zum Herbst nicht erreichen. Kirch müsste dafür rund 1,5 Milliarden Euro an Murdoch bezahlen.
"Ich will Mister Premiere werden"
Kofler, der in der Vergangeheit ProSieben zum Erfolg geführt hatte und zurzeit mit dem Sender "Home Shopping Europe" dem Einkaufsfernsehen in Deutschland zum Durchbruch verhelfen will, gibt sich optimistisch. Er sei zuversichtlich, "dass wir mit Premiere eine der großen Erfolgsstorys der deutschen Medienwirtschaft schreiben können".
Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte Kofler, er wolle die Ertragslage des hochdefizitären Senders rasch verbessern und die Abonnentenzahl spürbar steigern. Er sei davon überzeugt, dass sich mit Pay-TV in Deutschland Geld verdienen lasse. In der Vergangenheit seien Fehler begangen worden. Auch technische Schwierigkeiten habe es gegeben. Unter diesen Umständen hält er auch die derzeitigen Zahl von Abonnenten für eine durchaus "stattliche Ausgangsbasis".
"Ich will innerhalb weniger Wochen Mister Premiere werden, so wie ich früher Mister ProSieben war", so Kofler. Vom Produkt Premiere World sei er begeistert. "Für einen Programmmacher ist das das Paradies." Allerdings sei das Angebot zu unübersichtlich. Die Stärken müssten besser herausgearbeitet werden.