Achten Sie auf Peter Schwenkow
Zu Zeiten der ägyptischen Pharaonen gab es kein Entrinnen vor dem Auf und Ab des Wirtschaftens. Da folgten sieben fetten Jahren unweigerlich ebenso viele magere.
Peter Schwenkow glaubt an die Existenz dieser biblischen Zyklen. Allerdings nicht an ihren Schrecken. Der 47-jährige Unternehmer vermag in seinem Fall partout keinen oberen Wendepunkt zu entdecken. In gut zwei Jahrzehnten hat es Schwenkow vom einfachen Plakatekleber zu Europas mächtigstem Konzertveranstalter gebracht. Rock-Größen wie die Rolling Stones hatte er unter Vertrag, Tina Turner, Joe Cocker oder David Bowie tourten auf seine Rechnung.
Heute findet in Deutschland, der Schweiz und bald auch in Österreich kein großer Musik-Event mehr ohne Beteiligung von Schwenkows Deutscher Entertainment AG statt. Das wird vermutlich auch der amerikanische Branchenführer SFX nicht ändern können, der seit einiger Zeit hier zu Lande mitmischt. Selbst wenn Konzerte wie der Deutschland-Auftritt von Popstar Madonna von der Konkurrenz vermarktet werden, ist Schwenkow meist dabei. Dann eben als Vermieter. Vor Jahren schon übernahm er die legendäre Berliner Waldbühne, die Max-Schmeling-Halle und später die Frankfurter Jahrhunderthalle. Dazu kommen Varietétheater und Musicalhäuser.
Der Erfolg schafft neben Reichtum - Schwenkows Vermögen wird auf mehr als 100 Millionen Mark taxiert - ordentlich Selbstbewusstsein. Nachdem er die "fetten", und die "ganz fetten" Jahre hinter sich gelassen hat, wähnt er sich in den "gigafetten". Nun gehe es um Gewinnoptimierung. Damit fange der Spaß erst so richtig an, freut sich Schwenkow. Sagt es und wirkt nicht einmal protzig. Schon im nächsten Satz spricht er von der Demut, die ein Unternehmer haben müsse. Vielfach sei Glück im Spiel.
Zum Beispiel im vergangenen Jahr, als Schwenkow die konkursreife Musicalfirma Stella für 40 Millionen Mark kaufte. Da bekam er frühzeitig detaillierten Einblick in das Unternehmen, weil die Wirtschaftsprüfer der Stella auch die Abschlüsse der Deutschen Entertainment prüfen und der Konkursverwalter die Herren von ihrer Schweigepflicht entband. Anschließend führte der Showveranstalter Stella in die schwarzen Zahlen. Kürzlich habe ihm jemand 120 Millionen Mark für das Unternehmen geboten, behauptet Schwenkow.
Mitunter unterstützt auch die bloße Modernität des Publikums das Vorankommen. Bei der Tournee der Rockgruppe U2 hätte Schwenkow sämtliche Karten kostengünstig über das Internet vertreiben können. Er beschränkte den elektronischen Absatz dennoch vorläufig, um andere Vertriebswege nicht zu beschädigen. Schließlich fanden 72.000 U2-Karten in 93 Minuten einen Abnehmer.
Wohin das alles führt? Jedenfalls nicht zu einem Ende der Erfolgsstory, meint Schwenkow. Allenfalls dazu, dass er am Wochenende nicht mehr arbeiten müsse.
Thomas Werres