Flowtex Anklage im Betrugsskandal erhoben
Mannheim - Die Staatsanwaltschaft hat im milliardenschweren Betrugsskandal gegen die ehemaligen FlowTex-Gesellschafter, Manfred Schmider und Klaus Kleiser, Anklage erhoben. Wie die Behörde am Dienstag mitteilte, werden Schmider und Kleiser sowie einer früheren Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe und dem ehemaligen Finanzdirektor bandenmäßiger und gemeinschaftlicher Betrug im besonders schweren Fall zur Last gelegt.
Horizontalbohrer als Luftnummer
Der Schaden in dem bisher wohl größten deutschen Wirtschaftsstrafverfahren wurde mit 4,13 Milliarden Mark angegeben. Die Angeklagten sollen in einem Zeitraum von fünf Jahren rund 50 Leasingunternehmen 3.187 nur auf dem Papier existierende Horizontalbohrmaschinen verkauft haben.
Schmider und Kleiser hätten "exorbitante Privatentnahmen zur persönlichen Bereicherung getätigt." Die Angeklagten hätten mit fingierten Rechnungen und Lieferbescheinigungen über die nicht existente Bohrsysteme bei den Leasingunternehmen und Banken die irrige Vorstellung hervorgerufen, die Systeme seien der FlowTex-Technologie (FTT) zur Verfügung gestellt worden und stünden für den Einsatz bei Partnerfirmen bereit.
60 Millionen Mark Leasingrate
Der daraufhin von den Leasinggesellschaften pro Bohrsystem an die angebliche Lieferfirma gezahlte Kaufpreis in einer Größenordnung von 1 bis 1,6 Millionen Mark sei auf Konten der FTT weitergeleitet und zur Zahlung der im Laufe der Zeit stark ansteigenden Leasingraten vewendet worden. So hätten die Leasingraten im Jahr 1999 monatlich durchschnittlich 60 Millionen Mark betragen.
Anleihen geplant
Schmider und Kleiser sitzen seit über einem Jahr in Untersuchungshaft. Angesichts des möglichen Zusammenbruchs des von ihnen betriebenen Schneeballsystems planten sie laut Anklage auch die Auflage einer Anleihe, um an weiteres Geld zu kommen. Deshalb müssen sich die beiden früheren Gesellschafter und der Finanzdirektor auch wegen Kapitalanlagebetrugs verantworten. Das Trio wollte fünf Anleihen von jeweils 250 Millionen Euro platzieren.
Villen, Boote und jede Menge Bargeld
Durch Bilanzmanipulationen und bewusst falsche Angaben unter anderem auf so genannten Roadshows hätten die Angeklagten das die Anleihe betreuende Bankenkonsortium und eine Ratingagentur über die Bonität der FTT getäuscht und sie zu einer günstigen, mit den wahren wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht zu vereinbarenden Bewertung ihres Unternehmens bewogen. Die Anleihe war nicht an der Börse notiert worden. Sie wurde noch rechtzeitig zurückgezogen. Anleger wurden nicht geschädigt.
Bei den Ermittlungen wurden Villen, Boote und Gelder in Höhe von rund 500 Millionen Mark sicher gestellt. Die Anklageschrift umfasst rund 300 Seiten. Ein Termin zur Verhandlung vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Mannheimer Landgerichts stand zunächst noch nicht fest. Schmider und Kleiser hatten bei ihren Vernehmungen den Angaben zufolge ein umfangreiches Geständnis abgelegt.