Michail Gorbatschow Namensgeber einer ganzen Epoche
Moskau - Zum 70. Geburtstag des früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow haben Gratulanten aus aller Welt am Freitag an seine Verdienste um das Ende des Kalten Krieges erinnert. "Eine ganze Epoche ist zu Recht mit Ihrem Namen verbunden", schrieb der russische Präsident Wladimir Putin dem Friedensnobelpreisträger von 1990. In einem Telefongespräch von seinem Flugzeug aus bat Putin den Jubilar um Zusammenarbeit. US-Präsident George W. Bush, Bundeskanzler Gerhard Schröder und der britische Premier Tony Blair schickten Glückwunschtelegramme.
Gorbatschow, der im Ausland stets beliebter als in seiner Heimat war, genoss die guten Wünsche der russischen Öffentlichkeit zu seinem Ehrentag. Ihm fehle aber seine 1999 an Krebs gestorbene Frau Raissa, sagte er. Das Leben ohne sie sei "fürchterlich schwer zu ertragen". Gleichzeitig gab er sich tatkräftig: "Ich habe den Wunsch, noch etwas zu schaffen. Ich war immer ein Optimist und werde einer bleiben."
Gorbatschow kam 1985 als sowjetischer Generalsekretär an die Macht und versuchte im Zeichen der "Perestroika" (Umgestaltung) die Sowjetunion zu reformieren. Seine Politik ermöglichte die friedlichen Revolutionen in Mittel- und Osteuropa. "Ihr Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung ist in Deutschland unvergessen", schrieb Schröder.
Auch der russische Ex-Präsident Boris Jelzin gratulierte seinem langjährigen politischen Rivalen Gorbatschow. Unter dessen Herrschaft sei Russland "die ersten Schritte zu Demokratie und Freiheit gegangen", schrieb Jelzin von seinem Krankenbett im Moskauer Zentralklinikum. Dort hatte er wegen einer Infektion und Lungenentzündung bereits seinen eigenen 70. Geburtstag Anfang Februar verbringen müssen.
Jelzins Sekretär Wladimir Schewtschenko dementierte am Freitag Medienberichte über eine ernsthafte Krankheit des Ex-Präsidenten. Ärzte sagten, Jelzin werde in den nächsten Tagen entlassen.
1991 hatten konservative Kräfte versucht, Gorbatschow zu stürzen. Der Putsch wurde unter Führung Jelzins, des damaligen Präsidenten der russischen Sowjetrepublik, niedergeschlagen. Ende 1991 trat Gorbatschow von seinem Amt zurück, nachdem Jelzin mit der Ukraine und Weißrussland vertraglich die Auflösung der Sowjetunion vereinbart hatte.