Italienische Airline Reederei MSC will mit Lufthansa als Partner bei ITA einsteigen

ITA, die Nachfolgerin der einstigen Alitalia, sucht schon länger einen Investor. Jetzt könnte ausgerechnet die Reederei MSC einen Mehrheitsanteil an der maroden Fluglinie erwerben - mit der Lufthansa als Partner. Ohne Risiko ist das nicht.
Angeschlagen: ITA, die Nachfolgerin der italienischen Fluggesellschaft Alitalia, spricht sich für eine Übernahme durch die Reederei MSC und die Lufthansa aus

Angeschlagen: ITA, die Nachfolgerin der italienischen Fluggesellschaft Alitalia, spricht sich für eine Übernahme durch die Reederei MSC und die Lufthansa aus

Foto: Alberto Lingria / REUTERS

Die Container- und Kreuzfahrt-Reederei MSC erwägt zusammen mit Lufthansa eine Übernahme der Alitalia-Nachfolgerin ITA Airways. Die Schweizer Reederei sei an einem Mehrheitsanteil mit der Lufthansa als industriellem Partner an der Seite interessiert, erklärten MSC und ITA am Montagabend. "Das Interesse rührt von der Möglichkeit her, positive Synergieeffekte zu schaffen ... sowohl im Fracht- als auch im Passagierbereich", teilte MSC dazu weiter mit. Für diesen Vorschlag hätten die beiden Unternehmen um eine exklusive Prüffrist von 90 Tagen gebeten. Auch ITA selbst will den Vorschlag prüfen.

MSC und Lufthansa hätten den Wunsch geäußert, dass der italienische Staat als Minderheitsaktionär an ITA beteiligt bleibe. Eine Verbindung von Airline und Reederei könne sowohl im Tourismus- als auch im Frachtgeschäft Vorteile bringen, zitiert das "Handelsblatt" ITA-Verwaltungsratschef Alfredo Altavilla am Dienstag. Die industrielle Logik der Offerte sei überzeugend und interessant.

Lufthansa prüft Einstieg auch mit eigenem Kapital

MSC befördere jährlich drei Millionen Passagiere auf Kreuzfahrten und brauche Flugzeuge, um die Urlauber zu den Häfen zu bringen, sagte er dem Bericht zufolge weiter. "Das ist für uns wichtig, weil es Langstreckenflüge sind, mit denen man Geld verdient." Und Cargo sei der Sektor mit den aktuell höchsten Gewinnspannen. ITA Airways könne als Partner von MSC, dem größten Frachtunternehmen weltweit, als "Protagonist in den Frachtverkehr" einsteigen.

Der Anteil der Lufthansa an einem ITA-Aktienpaket müsse noch festgelegt werden, sei aber kleiner als der von MSC. Sollte es zu einem Abschluss kommen, würde ITA die Luftfahrt-Allianz Skyteam wieder verlassen und zur Star Alliance wechseln, der die Lufthansa angehört, so Altavilla.

Ein Lufthansa-Sprecher bestätigte den Plan, eine kommerzielle Partnerschaft mit ITA als MSC-Partner eingehen zu wollen. Die Lufthansa erwägt dem Sprecher zufolge auch einen Einstieg mit eigenem Kapital. Man werde die 90-Tage-Frist nutzen, um sämtliche Optionen einschließlich einer Beteiligung zu überprüfen, sagte der Lufthansa-Sprecher Dienstagmittag. Bislang hatte die Lufthansa eine direkte Beteiligung an der noch im Staatsbesitz befindlichen Airline ausgeschlossen. Am vergangenen Wochenende hatten Insider Reuters gesagt, die Lufthansa sei in Gesprächen über einen Anteil an ITA von 40 Prozent.

Einstieg für Lufthansa nicht ohne Risiko

Eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Deal über MSC ermögliche der Lufthansa, ohne finanzielles Risiko Potenziale einer Zusammenarbeit mit den Italienern ausschöpfen zu können. Wie dieser Deal im Detail aussehen könnte, wurde aber nicht bekannt. Investoren nahmen die Nachrichten verhalten auf. Die Lufthansa-Aktie  gab am Morgen zunächst weiter nach.

Analysten sehen das zum Teil anders: Die Lufthansa ist an dem wichtigen Markt Italien schon lange interessiert, doch ein Einstieg bei der mittlerweile geschrumpften Airline berge Analysten zufolge hohe Risiken. "Italien ist vielleicht der schwierigste Markt in Europa, um Geld zu verdienen", sagte Ruxandra Haradau-Doser, Branchenexpertin von Kepler Cheuvreux. Inlandsflüge und Europa-Verbindungen seien stark umkämpft, da es auf dem Festland viele schnelle Zugverbindungen gebe und die Billigflieger Ryanair und Wizz viele Europa-Strecken besetzten. Bei Langstreckenflügen von Mailand aus gebe es starke Konkurrenz von Airlines aus Nahost und den USA.

Das oberste Ziel der Lufthansa in Italien könne daher nur sein, Zubringerflüge zu den eigenen Hubs nach Frankfurt, München oder Zürich zu bekommen. "Dafür reicht unserer Meinung nach eine kommerzielle Partnerschaft aus, mit der Umsätze ohne zusätzliche Kosten hereingeholt werden können", sagte die Analystin. Mit ITA würde sich die Lufthansa neue Probleme an Bord holen - und das, wo sie noch an einer besseren Profitabilität der Töchter Austrian Airlines und Brussels Airlines arbeiten müsse.

rei/Reuters/DPA
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