Italienische Staats-Airline Lufthansa will Ita Airways schrittweise übernehmen

Carsten Spohr: Der Konzernchef bei der Vertragsunterzeichnung zur Übernahme von Ita Airways in Rom
Foto: Milena Rettondini / dpaDer Lufthansa Konzern will die italienische Staats-Airline Ita Airways in drei Schritten übernehmen. Die Bedingungen dazu seien in dem Vertrag mit der italienischen Regierung festgeschrieben, erklärte Konzernchef Carsten Spohr (56) am Freitag bei einer Telefonkonferenz. Zunächst übernimmt der MDax-Konzern für 325 Millionen Euro eine Minderheit von 41 Prozent. Ab 2025 könne Lufthansa zu bestimmten Bedingungen weitere 49 Prozent der Anteile übernehmen und dann in einer dritten Marge auch die restlichen 10 Prozent.
Am Donnerstag war zunächst bekannt geworden, dass sich die Lufthansa mit der italienischen Regierung auf die Übernahme eines Minderheitsanteils der Airline Ita geeinigt hatte. ITA wäre in der Lufthansa-Gruppe, zu der neben der Hauptmarke Lufthansa auch Eurowings, die österreichische Austrian Airlines und Swiss aus der Schweiz gehören, der zwölfte Flugbetrieb. Die Aktie gab am Freitagmittag fast 1 Prozent nach.
Einen Gesamtpreis und eine genaue Zeitspanne nannte Spohr nicht. Der Weg zur vollständigen Übernahme sei aber klar vereinbart. Andererseits könne Lufthansa nicht zur vollständigen Integration gezwungen werden, wenn die Zahlen der Ita nicht stimmten. Das Unternehmen sei auch vor wirtschaftlichen und juristischen Risiken geschützt, die mit der Ita-Vorgängerin Alitalia zusammenhängen. Ita Airways war aus der 2017 pleite gegangenen Alitalia hervorgegangen, ist allerdings nicht deren Rechtsnachfolgerin. Die 2020 gegründete Nachfolgerin startete im Herbst 2021. Die Privatisierung der Airline, die laut Lufthansa derzeit 70 Flugzeuge und 3900 Beschäftigte hat, zog sich seit Anfang letzten Jahres hin. Im vergangenen Jahr machte sie fast eine halbe Milliarde Euro Verlust.
Investoren zweifeln an Profitabilität
Spohr zeigte sich optimistisch, dass die Ita im Lufthansa-Verbund schnell profitabel werde und bereits ab 2025 operative Gewinne einfliege. Die Airline habe eine sehr günstige Kostenstruktur und passe hervorragend ins Lufthansa-Netz. Ihr Vielfliegerprogramm solle schnell in das Lufthansa-System integriert werden. Manche Analysten und Investoren bezweifeln allerdings, dass die Airline nach der langen Geschichte hoher Verluste ihrer Vorgängerin Alitalia in absehbarer Zeit profitabel wird. Denn Europa-Flüge von und nach Italien sind fest in der Hand der Billigflieger Ryanair oder Easyjet. Auf der Langstrecke sind Itas Marktanteile gering.
Die Lufthansa verhandelte seit Anfang des Jahres über den Kauf eines Minderheitsanteils an der Alitalia-Nachfolgerin, Spohr will damit den Konzern weiter internationalisieren. Mit Ita könnte das im Vergleich zu den anderen beiden Netzwerk-Airlines IAG und Air France-KLM geringe Angebot an Flügen nach Afrika und Südamerika ausgebaut werden. Das ist umso dringender, da in dem für die Lufthansa wichtigen Asien-Geschäft die Konkurrenz durch Airlines der Golf-Staaten und von Turkish Airlines wächst.
Nach der Corona-Krise versuchen die drei großen Luftfahrtkonzerne Europas, Lufthansa, die IAG und Air France-KLM, ihre Marktanteile durch Übernahmen zu vergrößern. Übernahmekandidaten sind auch die portugiesische Airline TAP, an der auch die Lufthansa Interesse bekundete, sowie die skandinavische SAS.