Fifa-Chef Blatter: Sponsor Adidas stimmt nicht in den Kanon von Coca-Cola und Co. ein
Foto: Sebastiao Moreira/ dpaIm Gegensatz zu vier anderen Top-Sponsoren fordert Adidas keinen sofortigen Rücktritt von Fifa-Präsident Joseph Blatter. "Wie in der Vergangenheit mehrfach betont, müssen bei der Fifa im Sinne des Fußballs grundlegende Veränderungen durchgeführt werden. Daher muss der eingeleitete Reformprozess transparent und zügig fortgesetzt werden", sagte Adidas-Sprecher Oliver Brüggen am Samstag. Einen unmittelbaren Abschied Blatters aus dem Amt hält der Sportartikelhersteller offenbar nicht für zielfördernd.
Am Freitagabend hatten die US-Unternehmen Coca-Cola, Mc Donald's, Visa und Anheuser-Busch den Chef des Fußball-Weltverbandes explizit aufgefordert, sein Amt sofort und nicht erst beim außerordentlichen Fifa-Kongress am 26. Februar niederzulegen. "Und angesichts der Ereignisse der letzten Woche, ist es klar, dass es im Interesse der Fifa und des Sports am besten wäre, wenn Sepp Blatter sofort zurücktritt", hieß es einem Visa-Statement.
Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte in der Vorwoche ein Strafverfahren gegen Blatter wegen des Verdachts der "ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie - eventualiter - wegen Veruntreuung" eröffnet. Die Fifa wird seit Monaten vom schwersten Korruptionsskandal ihrer Geschichte erschüttert.
Blatter weist jedes Fehlverhalten von sich und lehnte auch nach den Sponsoren-Statements einen sofortigen Rücktritt ab. In einem Statement seiner Anwälte hieß es am Freitagabend, dass Blatter respektvoll der Position von Coca-Cola widerspreche. Wenn er nun sein Büro räumen würde, wäre das nicht zum besten Wohle der Fifa und es würde auch nicht den Reformprozess voranbringen, glaube er.
Allerdings handelt es sich bei Coca-Cola um einen "der ältesten Partner der Fifa". Seit 1950 sei Coca-Cola bei jeder WM mit Stadionwerbung vertreten, schreibt die Fifa selbst auf ihrer Homepage. Seit 1978 ist Coca-Cola offizieller WM-Sponsor. Der Vertrag wurde vor zehn Jahren verlängert und gilt bis 2022. Das Ranking der Nationen heißt im offiziellen Jargon Fifa/Coca-Cola-Weltrangliste.
McDonald's war bei der WM im Sommer 2014 in Brasilien zum sechsten Mal als Sponsor dabei. Zum ersten Mal engagierte sich das Unternehmen bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA. 2018 bei der WM in Russland und 2022 bei der WM in Katar - die Vergabe an beide Länder wird von Schweizer Behörden auch untersucht - wird McDonald's wieder als Sponsor vertreten sein.
Es geht um seine Nachfolge. Josef Blatter, genannt Sepp, steht seit gefühlten Ewigkeit an der Spitze der Fifa und war erst durch öffentlichen Druck dazu bereit, die Präsidentschaft in neue Hände zu legen. Am 26. Februar 2016 entscheidet die Fifa über seinen Nachfolger. Hier die offiziellen Kandidaten:
Musa Bility: Er ist Präsident des Fußballverbands von Liberia (LFA). Er sagte: "Wenn wir den Fußball verändern wollen, dann müssen wir sicherstellen, dass diejenigen, die die FIFA seit 20 bis 25 Jahren führen, nichts mehr damit zu tun haben."
David Nakhid war zunächst auch als Kandidat gehandelt worden, steht aber nicht auf der Fifa-Liste. Der ehemalige Fußballspieler war Kapitän der Nationalmannschaft von Trinidad und Tobago. Außerdem leitete er eine Fußballschule.
Jerome Champagne: Er stammt aus Frankreich - und ist der einzige Kandidat mit einer Art "Wahlprogramm". So fordert er laut "Sportschau.de" mehr Transparenz und Entwicklung und hofft auf eine "starke, demokratische, respektierte und proaktive FIFA."
Tokyo Sexwale: Der Mann heißt eigentlich Mosima Gabriel - und ist laut Franz Beckenbauer ein geeigneter Kandidat. "Er hat zwar eine andere, eine politische Vergangenheit, aber er kennt sich im Sport aus. Er hat den Geruch der Neutralität und deswegen glaube ich, dass er eine gute Lösung wäre", sagte der "Kaiser". Doch ob Wort Beckenbauers derzeit angesichts der Fragen zum "Sommermärchen 2006" eine Empfehlung ist?
Gianni Infantino: Generalsekretär bei der UEFA, dem ein paar Stimmen wohl schon sicher sind. Denn das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union hat laut "Sportschau.de" beschlossen, Infantino bei der Wahl am 26. Februar 2016 zu unterstützen.
Prinz Ali Bin Al Hussein: Der Fifa-Vizepräsident sieht aus wie der geborene Thronfolger. Zumindest in seiner eigenen Weltsicht. Seine Bewerbung zumindest liegt vor.
Ein anderer ist Michel Platini, derzeit Uefa-Präsident. Bis vor kurzem laut "Sportschau.de" der glasklare Favorit auf den höchsten FIFA-Posten - ehe eine dubiose Millionen-Zahlung von Blatter publik wurde.
Scheich Salman Bin Ibrahim Al Khalifa: Er sitzt im FIFA-Exekutivkomitee und ist stellvertretender Vorsitzender der Marketing- und Fernsehkommission. Ob er auch zur Wahl zugelassen wird, ist offenbar fraglich - laut Fachmagazin "kicker" laufen Ermittlungen der FIFA-Ethikkommission gegen Salaman.
Es geht um seine Nachfolge. Josef Blatter, genannt Sepp, steht seit gefühlten Ewigkeit an der Spitze der Fifa und war erst durch öffentlichen Druck dazu bereit, die Präsidentschaft in neue Hände zu legen. Am 26. Februar 2016 entscheidet die Fifa über seinen Nachfolger. Hier die offiziellen Kandidaten:
Foto: Laurent Gillieron/ AP/dpaScheich Salman Bin Ibrahim Al Khalifa: Er sitzt im FIFA-Exekutivkomitee und ist stellvertretender Vorsitzender der Marketing- und Fernsehkommission. Ob er auch zur Wahl zugelassen wird, ist offenbar fraglich - laut Fachmagazin "kicker" laufen Ermittlungen der FIFA-Ethikkommission gegen Salaman.
Foto: Patrick B. Kraemer/ dpaJoseph Blatter war selbst von 1948 bis 1971 Fußballspieler, schaffte es aber nicht über die höchste schweizerische Amateurliga hinaus. Zur Fifa kam er dann 1975 auf Initiative des späteren Adidas-Vorstandsvorsitzenden Horst Dassler. Blatter wurde Direktor für Entwicklungsprogramme bei der Fifa. Sein Büro war aber weiterhin bei Adidas, und der heute 79-Jährige wurde damals auch vom Sportartikelverkäufer bezahlt.
Seine Karriere beim Weltfußballverband ging dann steil nach oben. Dassler setzte sich erneut für Blatter ein, der ab 1981 Generalsekretär der Fifa wurde. 1987 posierte er mit Brasiliens Pelé (Mitte) und seinem Vorgänger als Fifa-Präsident João Havelange.
1998 wurde Joseph Blatter zunächst in das Exekutivkomitee der Fifa aufgenommen, nur kurze Zeit später setzte sich der Schweizer in der Abstimmung zum Präsidenten gegen Lennart Johansson durch und löste damit João Havelange als Fifa-Boss ab. Vorwürfe, dass die Wahl unsauber abgelaufen sei, hatte es schon damals gegeben.
2002 galt Blatter zunächst als Außenseiter gegen den afrikanischen Fußballboss Issa Hayatou. Wieder gewann am Ende der Schweizer und auch Hayatou hatte mit Korruptionsvorwürfen zu kämpfen. Heute sind sie enge Verbündete.
Am liebsten ließ sich Blatter mit Staatschefs ablichten. Nachdem 2004 klar war, dass Südafrika die Weltmeisterschaft 2010 austragen wird, erklärten der Fifa-Präsident und der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela das der Presse.
Blatter sah die Fifa auch immer als "friedensstiftend" an. Erst im Mai versuchte er zwischen dem israelischen und palästinensischen Verband zu versöhnen. Der Schweizer scheiterte - obwohl er doch demonstrativ eine Friedenstaube in den Himmel entsandte.
Auch Franz Beckenbauer ist ein Vertrauter von Joseph Blatter. Der heutige Ehrenpräsident der Münchner holte 2006 die WM nach Deutschland, darauf wurde mit Champagner angestoßen. Der ehemalige Nationaltrainer Deutschlands nahm den Schweizer selbst nach dem jüngsten Korruptionsskandal in Schutz.
Blatter und Platini - das werden keine (echten) Freunde mehr. Dabei hatte der Schweizer die Wahl des Franzosen zum Uefa-Chef 2007 noch massiv unterstützt. Davon ist jetzt nichts mehr zu spüren. Platini wäre am liebsten an Blatters Stelle, forderte den 79-Jährigen nach den Festnahmen von sieben Fifa-Funktionären zum Rücktritt auf.
Bei der Weltmeisterschaft 2010 gratulierte Blatter Kanzlerin Angela Merkel zum Erfolg gegen Argentinien.
2011 hatte Blatter dann einen Gegenkandidaten aus Asien, der ihm wirklich gefährlich zu werden drohte. Aber Mohammed Bin Hammam aus Katar wurde von Blatter kurz vor der Wahl regelrecht zerlegt - er ist mittlerweile aus dem Fifa-Exekutivkomitee ausgeschlossen.
Konkurrenten um das höchste Amt des Fußballs: Der jordanische Prinz Hussein (l.) hatte 2014 seine Kandidatur um den Job des Fifa-Präsidenten bekanntgegeben. Diesen Stuhl wollte Amtsinhaber Blatter aber noch nicht räumen.
Die Kritik an der Fifa wuchs noch mal enorm nach der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 an Katar. Eigentlich finden die Turniere im Sommer statt, für den Wüstenstaat wurde aufgrund der dort herrschenden klimatischen Bedingungen aber eine Ausnahme gemacht. Dass gleichzeitig an Russland die WM 2018 vergeben wurde, ließ die Fifa nicht gerade in einem besseren Licht dastehen.
Hier lässt sich Blatter von den russischen Offiziellen mit Präsident Wladimir Putin die Spielorte der WM zeigen. Der Schweizer hatte die beiden Weltmeisterschaften in Russland 2018 und Katar 2022 stets verteidigt und daran festgehalten, obwohl es von der Politik harsche Kritik an Putin gab.
Blatter machte das nichts aus. Im Gegenteil: Der russische Staatspräsident stärkte dem 79-Jährigen lange den Rücken, kritisierte das Vorgehen der US-Justiz. Am Ende vergebens, Blatter erklärte nur vier Tage nach seiner Wiederwahl seinen Rücktritt.
Blatter sagte, dass er nur das Beste für die Fifa wolle. Die Verwicklungen im Korruptionsskandal hätten aber kein Ende genommen: Der Weltverband brauche nun eine "grundlegende Veränderung".